Meine erste Disston D8

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Meine erste Disston D8

Beitrag von Christof Hartge »


Liebe Leute,
das Sägevirus hat mich wieder gepackt und ich habe eine Disston D8 querverzahnt für 18 Euro bei e-bay erstanden. Sie ist schon öfter gescharft worden aber mich wird sie wohl noch aushalten.

Also, ich muß sagen: Auch diese Säge war ein Erlebnis. (Nach dem Reinigen und Schärfen). Wieder etwas ganz anderes als eine Japansäge oder eine Gestellsäge. Die Form: viktorianisch-elegant. Der Schnitt: Leicht und verlauffrei. Ein 12 er mal 12 er Balken ließ sich mühelos ohne Verkauf durchtrennen und zwar ohne von einer anderen Seite anzusetzen. Handhabung: Darin übertrifft sie alle andere Sägen: Ich habe noch kein Werkzeug dieser Größe in der Hand gehalten, dass so ausbalanciert war.

Es ist doch schön, das sich im Werkzeughimmel immer mal ein neues Türchen auftut.

Viele Grüße, Christof.


Eckhard Pohlmann
Beiträge: 163
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Meine erste Disston D8 *MIT BILD*

Beitrag von Eckhard Pohlmann »


Hallo Christof,

viel Spaß im Werkzeughimmel beim Sägen. Ich finde die D8 auch ganz prima.
Für alle die die D8 nicht kennen, die können hier mal klicken: http://www.altes-handwerkzeug.de/museum/saegen/0266.html

Gruß, Eckhard

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Meine erste Disston D8

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Eckhard,
deine Photos sind mal wieder brilliant.
Meine Säge ist nicht ganz so alt, gehört in die vierziger Jahre, hat aber einen Apfelholzgriff.

Bei deiner sieht die Verzahnung ja noch böse aus. Hast du die so gelassen, oder ist sie inzwischen geschärft ?

Viele Grüße, Christof.

PS: An alle Feilenenthusiasten: Inzwischen bürste ich meine Sägefeilen regelmäßig aus und übe auch nicht mehr so viel Druck aus. Ich habe den Eindruck, als ob das das Leben meiner Feilen deutlich verlängert.

Friedrich Kollenrott
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Das ist doch pervers!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #96900]
Zwei Männer die eine Säge lieben! und dazu noch die gleiche! Widerlich!

Aber nun im Ernst: Interessant ist , dass man offenbar mit einem Sägentyp, der allgemein als "fürs Grobe" eingestuft wird (der Fuchsschwanz) richtig gut arbeiten kann.
Meine Frage an Christof: Für welche Arbeiten ist eine solche Säge besonders gut geeignet? (und nix für ungut, was die Liebe zu einer Säge betrifft, Du weisst, ich piekse gern)

Friedrich

Christof Hartge
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Re: Die Gleiche ist eben nicht dieselbe

Beitrag von Christof Hartge »


Lieber Friedrich,
die Gleiche ist eben nicht dieselbe, insofern dürfen Eckhard und ich schon noch Händchen halten mit unseren Sägen ...

Im Ernst: 6 TPI (= 4,2 mm Zahnweite) sind schon eine recht rauhe Verzahnung. Aber rauh genau. Wen interessiert schon die Schnittfläche eines Zapfens, wenn sie erstmal satt im Zapfenloch sitzt. Den Kult um die sauberen Schnittflächen habe ich nie ganz verstanden. Wichtig ist, dass die Risskanten sauber und genau sind und die Schnittfläche in sich eben ist. Also meine D8 ist eine Universalablängsäge besonders im Zimmermannsbereich.
Allerdings gab es die D8 auch kleiner und mit einer Verzahnung von 10-11 tpi: Die wäre dann sicher auch für die Zapfen von Rahmen und Füllungskonstruktionen geeignet.

Viele Grüße, Christof.

Eckhard Pohlmann
Beiträge: 163
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Re: Meine erste Disston D8

Beitrag von Eckhard Pohlmann »

[In Antwort auf #96917]
Hallo Christof,

da die Säge wohl so um die 90 Jahre alt ist, kann man davon ausgehen, dass da so einige Holzwerker gefeilt haben. Mindestens der letzte Feiler hat das nicht sehr schön gemacht.
Wenn man die Säge herrichten will, wie sie ursprünglich bei der Lieferung mal war, muß man sie wohl komplett neu feilen.
Ich werde sie z.Z. als 90jähriges Museumsstück behalten (perverse Geliebte ;-), Friedrich).

Gruß, Eckhard


Michl
Beiträge: 482
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Re: Die Gleiche ist eben nicht dieselbe

Beitrag von Michl »


Sind solche sägen (Fuchsschwänze im allgemeinen) eigentlich auf Stoß oder auf Zug gezahnt? Weil - sie haben ja keinen Rücken... Demnach müßten Sie auf zug gezahnt sein. Oder irr ich mich?

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Die Gleiche ist eben nicht dieselbe

Beitrag von Christof Hartge »


Lieber Michl,
Die Disston Sägen sind wie alle "westlichen" Sägen auf Stoß verzahnt.
Das ändert aber nichts dran, dass meine Disston gerade läuft wie der Deutschland Achter.
Ich vermute zu dem Thema folgendes und stelle es hiermit zur Diskussion:

1.) Es ist offenbar möglich Sägen auf Zug oder Stoß zu bauen, die jeweils präzise Schnitte ausführen. Das gilt auch dann, wenn die Sägen keinen Rücken haben und ungespannt sind.

2. Das Schieben bewirkt keineswegs automatisch ein Rütteln oder Wandern des Blattes. Ein Hobel rappelt ja auch nicht dadurch, dass man schiebt. Vielmehr gräbt sich der scharfe Sägezahn selber seine Spur. Wenn er das ohne Druck von oben und im harmonischen Verein mit den anderen scharfen Zähnen tun kann ist es für die Stabilität der Säge unerheblich ob die Säge auf Stoß oder Zug gespannt ist.

2.) Sägen auf Stoß können dünner ausgeführt werden, was sie leichter macht. Auf die Schnittgeschwindigkeit hat das aber keinen Einfluß.

3.) Sägen auf Stoß, vor allem große Sägen, erlauben eine ergonomischere Handhabung. Dieser letztere Punkt hat dazu geführt dass sich in Europa die Stoßverzahnung letztlich durchgesetzt hat. (Anm.: Irgendwo habe ich gelesen, dass Zugsägen auch in Europa bekannt waren).

Das mit der Historie ist pure Vermutung, Aber wie sagt Ernie immer: "Es könnte so gewesen sein. Können könnte es."

Viele Grüße, Christof.



Thomas Uhlemann

Re: Die Gleiche ist eben nicht dieselbe

Beitrag von Thomas Uhlemann »


Hallo Christoff,

"alle westlichen Sägen sind auf Stoß verzahnt" scheint mir eine nicht ganz zutreffende Verallgemeinerung zu sein. Spontan fällt mir die Laubsäge ein, die - wenn das Blatt wagerecht geführt wird - wohl auf Stoß nicht funktionieren würde.
Auch habe ich einmal das Vergnügen gehabt einem türkischen (oder ist das nicht mehr ‚westlich‘?) Tischler in Berlin über die Schulter zu schauen, dieser hatte eine fuchsschwanzähnliche Säge - ähnliche Größe, ähnlicher Griff aber Blattform rechteckig - die auf Zug verzahnt war. Er hatte in seiner Werkzeugbank auch tatsächlich Schleifsteine und hat während der Arbeit gelegentlich seine Stemmeisen abgezogen.
Von ihm habe ich mir zeigen lassen wie man Hobeleisen einstellt und auch einige andere Tricks erfahren, insgesamt viel gelernt.

Was meinst Du übrigens mit
"2.) Sägen auf Stoß können dünner ausgeführt werden, was sie leichter macht. Auf die Schnittgeschwindigkeit hat das aber keinen Einfluß." ?
Ist das nicht gerade der Vorteil von auf Zug verzahnten Sägen? Und hat eine dünnere Säge nicht tendenziell weniger "Zerspanarbeit" zu leisten? Und ist sie nicht daher auch tendenziell "schneller"?

Mit freundlichen Grüßen

Thomas


Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Verallgemeinerungen

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Thomas,
ja stimmt die Laubsäge und die Gratsäge arbeiten auf Zug und vielleicht gibt es noch weitere Anwendungen oder auch Gegenden in Eurpa in denen Zugsägen traditionell zur Anwendung kommen. Wäre interessant das zu wissen. "Westlich" ist so ein Begriff, der sich eingeprägt hat als Antipode zum japanischen Werkzeug. Passt halt nicht immer.

Zur Blattstärke: Ich habe auch immer gedacht, die Blattstärke habe entscheidenden Einfluß auf die Schnittgeschwindigkeit. Die Praxis zeigt mir aber, dass die Zahngeometrie und die Zahnweite sich viel entscheidender auf die Schnittgeschwindigkeit auswirken. Ob du mit einer Ryoba 0,4 mm durchs Holz fährst oder mit einem Gestell- oder Rückensägeblatt von 0,6 mm macht bei mir fast keinen Unterschied.

Viele Grüße, Christof.

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