KDI vs. "Pressure treated Wood"

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
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Gerhard
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KDI vs. "Pressure treated Wood"

Beitrag von Gerhard »


Hallo,

ich lese gerade "Building a Shed" aus der "Build like a pro" Reihe von Taunton.

Ich dachte ich hole mir ein paar Anregungen für ein Gartenhaus. Ich hatte vermutet, daß die amerikanischen Kollegen deutlich lässiger an so ein Projekt herangehen. Wie lässig hätte ich mir nicht vorstellen können. Aber das nur am Rande.

Was mir aufgefallen ist: Es wird reichlich "Druckbehandeltes Holz" verwendet. Davon werden vier Arten unterschieden, die sich anhand der verwendeten Chemikalienmege unterscheiden. Beim Umgang wird zum Tragen von Handschuhen geraten. Man sollte beim Sägen Atemschutz tragen etc.

Solche Hinweise habe ich bei den hier üblichen KDI-Hölzern noch nie gesehen.

Werden hier andere, unbedenklichere Chemikalien verwendet?
Fehlt hier einfach ein Hinweis?
Sind die Amis übervorsichtig?

Ich habe schon das ein oder andere mal mit "grünem Holz" gearbeitet und bin jetzt doch etws beunruhigt.

Viele Grüße,
Gerhard



Heiko Rech
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Re: KDI vs. "Pressure treated Wood"

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Gerhard,

ich habe vor einigen Wochen das Buch "Holzschutz ohne Gift" gelesen. Hier werden auch verschiedene Arten der Behandlung beschrieben (zur Abschreckung). Es gibt verschiedene Salze und Oxyde, die zum Imprägnieren verwendet werden. Die Vorschriften, was in welchen Mengen verwendet werden darf unterscheiden sich mit Sicherheit je nach Land. Dass die Vorschriften in AMiland dort etwas lockerer sind, als bei uns kann ich mir gut vorstellen.

Ich habe das Kapitel über KDI nur überflogen, da es mich nicht so interessiert hat. Empfehlenswert finde ich das Buch aber auf jeden Fall in diesem Zusammenhang.

Dass man dort drüben recht lässig an solche Dinge wie den Bau eines Gartenhauses herangeht, kann ich mir gut vorstellen. Schließlich werden in manchen Gegenden Wohnhäuser gebaut, die von der Bauweise unseren Gartenhäusern entsprechen:-)

Beunruhigt mußt du aber denke ich nicht sein, nur weil du gelegentlch schon mit solchem Holz gearbeitet hast. Da sollte sich so mancher Zimmerer oder Dachdecker glaube ich mehr Gedanken machen.

Das Beste ist aber denke ich immer noch konsequente Vermeidung dieser imprägnierten Hölzer, gerade im Garten.

Noch kurz zu Amerika:
Ich denke man sollte den Blick nicht immer zuerst zu den amerikanischen Kollegen wenden. Viele scheinen beim Blick über den großen Teich zu vergessen, dass es auch in Europa und in Deutschland eine lange Tradition des Schreinerhandwerks gibt, wo man sich auch als Hobby- Woodworker so manches abschauen kann.

Wenn ich mir hier und da den "Woodworking Chanel" ansehe, staune ich schon nicht schlecht, über welche "technischen Highlights" dort gesprochen wird. Da wird ganz fasziniert ein Schiebetisch für die TKS vorgestellt, oder ein Staubsauger, der sich selbstätig einschaltet, wenn der Schleifer daran losläuft. Bitte nicht falsch verstehen, die Kollegen dort drüben haben auch gute Ideen (Frästische etc.), aber vieles scheint mir oft auch einfach "geknaupt" wie der Saarländer sagt.

Gruß

Heiko



Gerhard
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Re: KDI vs. "Pressure treated Wood"

Beitrag von Gerhard »


Hallo Heiko,

was es in Amerika definitv gibt ist die Tradition gut lesbarer Bücher zu Holzthemen. Ich empfinde es oft so, daß ich mir zu einem Thema entweder ein amerikanisches Buch kaufen kann oder keins.

Was die "Leichtbauweise" angeht: Beeindruckend. Alleine schon die Fundamente sind so dermaßen lächerlich. Und trotzdem scheint´s zu funktionieren. Da werden riesige Hütten (4 x 6,5 Meter) auf 6 Punktfundamente gesetzt.

Du kannst Dir das Buch ja mal anschauen. Wunderschöne Gartenhäuser. Unglaublicher Leichtbau.

Viele Grüße,
Gerhard


Gerhard
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Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Sicherheitshinweise vs. Photos

Beitrag von Gerhard »

[In Antwort auf #33899]
Hallo,

habe gerade nochmal in dem oben angesprochenen Buch geblättert. Da gibt es reichlich Photos, auf denen druckimprägniertes Holz gerade bearbeitet wird. Da trägt dann aber niemand Handschuhe.

Erinnert mich ein bißchen an ein Drechselbuch von Raffan: Auf der ersten Seite wird der geneigte Leser ermahnt, Gesichtsschutz, Atemschutz, eng anliegende Kleidung, feste Schuhe etc. zu tragen und im gesamten Buch sieht man Raffan mit Shorts, Schlappen, wallendem Haar und ohne jede Spur von PSA.

Ich habe übrigens auch was gefunden, daß die derzeitige (Buch von 2002) Behandlung verboten wird und spätestens 2004 verschwindet. Die Chemikalie heißt auf Englisch "chromated copper arsenat" oder CCA

Viele Grüße,
Gerhard


Heiko Rech
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Re: KDI vs. "Pressure treated Wood"

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Gerhard,

Bei den Büchern gebe ich dir recht, obwohl es auch einige gute deutsche Bücher gibt, auch neuere. Den Grund sehe ich aber darin, dass die Amerikaner das Thema Holz ganz anders angehen. Dort ist das "Woodworken" eine Massenbewegung. Hier führt es ein Nischendasein. Entsprechend ist halt das Angebot an Literatur.

Zum Leichtbau/ Qualität:
Vor kurzem habe ich mich mit einem Schreiner unterhalten, der die letzten Jahre in den USA und Canada gearbeitet hat. Seine Lehre hat er in Bayern gemacht. Er erzählte mir, dass er sich dort drüben sehr umstellen mußte, was das Thema Qualität der Arbeit angeht. Er mußte seine Ansprüche an die eigene Arbeit runterschrauben, weil die Leute dort zum großen Teil nicht unsere hohe Qualität gewohnt sind und auch diese auch nicht bezahlen wollen.

Es ist also eine Frage der Ansprüche. Wenn es also dem Amerikaner egal ist, ob seine Hütte in zehn Jahren schief steht, macht er auch keine so großen Fundamente.

Gruß

Heiko


Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Sicherheitshinweise vs. Photos

Beitrag von Dietrich »


Hallo Gerhard, hall Heiko,

die Amis scheinen beim Holzschutz die Menschen zu vergessen, ich denke nur an die geräumten Armeestandorte bei uns, die Parkettböden müssen unter Vollschutz mit dem Presslufthammer entfernt werden, weil die Behandlung des Holzes Menschen krank macht.
Bei den Gebäuden der Amis denke ich immer an die Bilder nach dem Tornado.......

Gruß Dietrich



Andreas Winkler
Beiträge: 1125
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: KDI vs. "Pressure treated Wood"

Beitrag von Andreas Winkler »

[In Antwort auf #33899]
Hallo Gerhard,

solange Du dir das Sägemehl nicht auf´s Brot geschmiert hast, wird es wohl nicht so schlimm sein. ;-) Nach der Bearbeitung die Hände waschen kann auch nicht schaden. Bei manchen Holschutzmitteln steht auf der Verpackung, daß man bei der Anwendung nicht essen und rauchen soll. Lieber etwas mehr Vorsicht, als zuwenig.

Generell ist chem. Holzschutz ein riesengroßes Thema. Mit Sicherheit gibt es auch in Amerika wesentlich mehr als vier verschiedene Arten von druckbehandeltem Holz. Kenne mich mit den dortigen zugelassenen Mitteln nicht aus. Bin mir aber ziemlich sicher, daß die Amis noch Masten und Eisenbahnschwellen mit Sorten von Steinkohleteeröl imprägnieren dürfen, die bei uns schon verboten sind. Deswegen würde ich mal spekulieren, daß hier in Deutschland eher "schlimmere" Mittel verboten werden als in Amerika.
Die Einstellung zu druckimprägniertem Holz ist tatsächlich in anderen Ländern verschieden. In Skandinavien werden z.B fast alle Holzfenster druckimprägniert, da scheint kein Hahn danach zu krähen.

Richtig ist, daß die eingebrachte Chemikalienmenge Einfluß auf die Verwendung in einer bestimmten Gefährdungsklasse hat. Was heißt, daß z.B. 5 kg/m3 Einbringmenge von Holzschutzmittel X ausreichend sind, für die GK 3, für GK 4 wären aber z.B. 10 oder mehr kg/m3 des gleichen Mittels nötig.
Solche Hinweise habe ich noch nie in einem Baumarkt gesehen, auch nicht welches Mittel (und davon gibt es unglaublich viele) verwendet wird. Allerdings habe ich auch noch nicht direkt nachgefragt.

Interessante Literatur dazu : "Holzschutzmittelverzeichnis" vom Deutschen Institut für Bautechnik.

Gruß, Andreas



Jürgen zur Horst

Re: KDI vs. "Pressure treated Wood"

Beitrag von Jürgen zur Horst »

[In Antwort auf #33908]
Hallo

den laxen Umgang mit Statik kann ich bestätigen. Wir haben Verwandte in Kanada, die ich einmal besucht habe. In dem riesigen Land hat fast jeder eine Hütte an einem See. Diese Hütten werden auf einfache Punktlager errichtet. Das sind Betonblöcke die einfach auf den Boden gestellt werden. Darauf kommt dann die Balkenlage. Mitunter sieht man abenteuerliche Konstruktionen. Zu der Hütte, die ich besucht habe gehörte ein Bootsschuppen am Hang des Seeufers. Das war eine ca 4x5m große Hütte die auf 4 Lagersteinen errichtet wurde. Die Stelzen waren nicht durch Diagonalen verstrebt. Beim Betreten bog sich der Boden durch. Ich hätte mit ein wenig Schaukelei die ganze Hütte in den See und damit im wahrsten Sinne des Wortes zum "Bootshaus" machen können. Mich wundert am meisten, dass sich diese Bauweise in einem Land mit so unterschiedlichem Wetter durchgesetzt hat. Die strengen Winter hätten mich vermuten lassen, dass stabiler gebaut wird.

Tschüß Jürgen


Heinrich Werner
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Kontaktdaten:

amerikanische Verhältnisse

Beitrag von Heinrich Werner »

[In Antwort auf #33904]
Hallo Heiko...ich find es gut, dass Du den Blick ´mal wieder auf Europa zurücklenkst. Ich habe gelegentlich Kontakt zu woodworkern aus Nord-Amerika und bei den Kollegen genießen unsere Handwerkskunst und unsere Technik allerhöchstes ansehen. Ich bin schon oft nach Tipps gefragt worden, was man sich denn bei einem Urlaub in Europa anschaffen müßte, welche Firmen nach USA liefern etc. Viele verbinden insbes. Deutschland und England immer noch mit allerfeinster Markenqualität, insbes. Metabo (Gruß an Dietrich :-)) gilt dort als "non plus ultra". Und der Begriff "Made in Germany" ist ein durchschlagendes Verkaufsargument, selbst wenn es um doch recht profane Dinge, wie Klemmsia-Zwingen geht. Wenn Ihr also ´mal einen woodworker glücklich machen wollt, bringt ihm als Gastgeschenk einfach ein paar Titmann-Fräser oder Klemmzwingen mit!
Das wollte ich nur ´mal loswerden ;-)

Heinrich


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: amerikanische Verhältnisse

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Heinrich,

es ist nunmal wie in allen anderen Lebensereichen, man denkt oft zu schnell: Anderswo ist alles besser.

Dennoch verstehe ich auch diejengen, die den Blick in die USA wenden. Gerade was Literatur und das Internet betrifft, fndet man nunmal wenig in Deutschland und mehr im englischsprachigen Raum. Daher ist es nunmal schwieriger sich mit guter deutscher Literatur einzudecken. Und gerade für einen Einsteiger ist gute Literatur wichtig.

Zum Thema deutsche Literatur:
Es gibt sie schon. Man sollte sich aber nicht scheuen auch mal Bücher zu kaufen, die in der Berufsausbildung benutzt werden und sich daher auf den ersten Blick vielleicht nicht an Einsteiger wenden. Eine große Auswahl bietet der Europa Lehrmittel Verlag:
http://www.europa-lehrmittel.de/

Gruß

Heiko



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