Auftrennen von Fichtenstangen mit Motorsäge

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Hubertus

Auftrennen von Fichtenstangen mit Motorsäge

Beitrag von Hubertus »


Hallo,

ich habe eine Frage:

Ich bin Jäger und möchte zum Bau von Hochsitzen Fichtenstangenholz (Durchmesser 10-15cm) in Längsrichtung mit der Motorsäge zu Halbhölzern auftrennen. Die Stangen haben eine Länge von 1,5-3,5m.

Jetzt meine Frage:

1)Hat jemand damit Erfahrung und sowas schon mal gemacht? Worauf muss ich achten?

2) Wie gelingt es mir, dass der Schnitt einigermaßen gerade ist und das Halbholz an allen Stellen möglichst gleich dick ist (auf mm kommt es freilich nicht an)? Kann ich irgendein Abstandhalter an die provisorisch montieren oder geht das Freihand ganz gut?

3) Wozu gibt es die sogenannten Längsschnittketten für Motorsägen? Machen die nur einen feineren Schnitt oder haben die auch sonst Vorteile beim Längsschnitt? Ist die Schnittgeschwindigkeit höher oder geringer?

Vielen Dank für Eure Tipps :-)

Hubertus



Ralph B-Sz

Re: Auftrennen von Fichtenstangen mit Motorsäge

Beitrag von Ralph B-Sz »


Hat jemand damit Erfahrung und sowas schon mal gemacht? Worauf muss ich achten?

Nicht selber. Wir haben aber mal unseren Nachbarn geholfen. Ausserdem habe ich ein paar Buecher ueber das Thema gelesen.

Mehr Details unten, aber das wichtigste ist eine richtig stabile Kettensaege. Unser Nachbar hat eine Stihl 66 verwendet (erfolglos); fuer groessere Staemme (Eiche, oder 30-40cm breites Nadelholz) waere die Stihl 90 oder 88, oder die Husqvarna 395 oder 3120 zu empfehlen. Fuer grosse Staemme verwendet man zwei Stihl Motoren (typisch zwei mal Stihl 90), eins an jedem Ende der Kette (das nennt sich eine "double-ended saw mill"). Es gibt auch Halbverrueckte, die einen kleinen Motorrad-Motor (eine 250cc oder so) dafuer verwenden.

Wie gelingt es mir, dass der Schnitt einigermaßen gerade ist und das Halbholz an allen Stellen möglichst gleich dick ist (auf mm kommt es freilich nicht an)? Kann ich irgendein Abstandhalter an die provisorisch montieren oder geht das Freihand ganz gut? [/]

Freihand wuerde glaube ich ziemlich schwierig sein, vor allem, da man die Saege nur an einem Ende festhalten kann, und beim Laengs-Schneiden will die Kette partout seitlich wegwandern. Es gibt spezielle Griffe, die am Ende des Saegeschwerts befestigt werden, und mit denen ein zweiter Mann das andere Ende gerade halten kann. Gar nicht ungefaehrlich.

Die richtige Loesung ist eine Kettensaegen-Halterung fuer Staemme. Bitte mal im Web nach "alaskan sawmill" oder "Granberg saw mill" suchen. Das Ding hatte unser Nachbar. Im Grunde ist es nur eine Abstandshalterung (eine Art Parallelanschlag), der an das Saegeschwert festgeschraubt wird. Angeblich nicht besonders teuer (ein paar hundert $).

Die Frage ist natuerlich: Versuchst Du hier, edles und teures Holz fuer den Moebelbau zurechtzusaegen (direkt von der Kettensaege zun Lackieren, ha ha ha)? Oder sind ein paar cm Fehler im Schnitt gar kein Problem? Ich wuerde es zum Spass mal Freihand versuchen, mit ein bisschen Uebung und viel Geduld koennten die Resultate fuer den geplanten Verwendungszweck gut genug sein. Vor allem da sich da halbierten Staemme spaeter sowieso biegen werden, wenn sie trocknen. Wir haben damals Bodenbretter fuer eine Veranda gesaegt, und mit der Kettensaege waren sie doch ziemlich wellig und schief (ausserdem ging das viel zu langsam).

Wozu gibt es die sogenannten Längsschnittketten für Motorsägen? Machen die nur einen feineren Schnitt oder haben die auch sonst Vorteile beim Längsschnitt? Ist die Schnittgeschwindigkeit höher oder geringer?

Normale Ketten sind fuer das Querschneiden gedacht. Genau wie bei einer Kreissaege: Fuers Querschneiden braucht man viele kleine Zaehne. Fuer das Laengsschneiden braucht man wenige grosse Zaehne, die auch auf einen ganz anderen Winkel geschliffen sind.

Die Schnittqualitaet wird auf jeden Fall mies sind (ziemlich rauh). Es ist halt nichts fuer die Moebel im Wohnzimmer.

Ich schneide manchmal mit meiner kleinen Kettensaege (eine Stihl 26 Pro) laengs. Mit der Querschneide-Kette geht das extrem langsam, und der Saege-Motor wird furchtbar ueberlastet. Das erste was man bemerkt: Keine kleinen Holzspaenchen, sondern richtig lange, duenne Spaene (aehnlich wie Hobelspaene mit einem richtig guten scharfen Hobel). Die Dinger sind oft 10cm lang! Und der Motor schafft es einfach nicht, man muss das Saegeblatt hin- und her-wippen, damit immer nur ein Teil des Stamms geschnitten wird. Nach ein paar Minuten faengt die Kette meist an zu rauchen (weil sei einfach nicht genug Oel bekommt fuer diesen Wahnsinn).

Die Laengsschneide-Ketten (Englisch: ripping chain, manchmal auch "skip chain") hat erstens viel weniger Zaehne. Auf einer normalen Saegekette hat jedes zweite Kettenglied einen Saegezahn. Profis verwenden beim Querschneiden grosser Baeume manchmal "single skip chain" (jedes dritte Glied hat einen Saegezahn). Die "ripping chain" ist oft "double skip chain": jedes vierte Glied hat einen Saegezahn, und die Zaehne sind ganz anders geschliffen. Es gibt sogar eine Luxus-Variante, die zwar eine normale Anzahl Zaehne hat, aber die Zaehne sind abwechselnd geschliffen, das die Haelfte der Zaehne die Mitte des Schnitts macht, und die andere Haelfte die Ecke auskratzt.

Der beste Versandhaendler fuer so ein Zeug fuer den Westen der USA (wo der Welt groesste Baeume stehen, und die Forstwirtschaft sehr wichtig ist) ist Baileys: http://www.baileys-online.com (die haben auch verschieden Marken der "portable sawmill", darunter die Granberg).

Ich weiss nicht, ob ein Amateur eine "ripping chain" selbst nachschaerfen kann (wobei viele Amateure, mich eingeschlossen, die meisten Ketten ruinieren und nicht anschaerfen; das hat richtig lange gedauert, bis meine selbst-geschaerften Ketten benutzbar waren).

Uebrigens, nachdem der Nachbar und ich einen Nachmittag mit dem Kettensaegen-Spielzeug verplempert hatten, hat er seinen Bruder in Oregon (dem Waldland) angerufen, und der Bruder ist mit seinem echten Saegewerk auf einem Anhaenger (eine Benzinmotor-betriebene Bandsaege, auf einem Schlitten auf einem 7 oder 8m langen Anhaenger) gekommen. Dann haben wir mehrere Redwoods (Sequoia sembervirens) damit in Bretter fuer den Boden der Veranda zerlegt. Das ist Schwerstarbeit: So ein Holzkant (40-50cm Durchmesser, 6-7 m lang) ist selbst getrocknet extrem schwer, und mit drei Mann und zwei Ehefrauen, und selbst mit vielen Holzbalken und speziellem Werkzeug ("log-roller" und "peavey") ist das gefaehrlich und viel Arbeit. Aber macht Spass. In Anbetracht der Tatsache, dass "all heart" (kein helles Holz, nur Kernholz) Redwood im Holzhandel richtig viel Geld kostet lohnte es sich durchaus, dafuer mal 600km mit dem Anhaenger zu fahren (vor allem da die geschlagenen Baeume sonst einfach im Wald verrottet waeren; um den Waldbestand zu schonen, hat die Forstbehoerde den Handel mit Redwood unter strenger Kontrolle, ausser wenn man eine legale Abholzgenehmigung hat, aber die braucht man halt nicht, wenn man nur ein paar Baeume rund ums Haus nicht-kommerziell faellen will, um mehr Licht zu bekommen, oder einen Garten anzulegen).

Peter Sternischer
Beiträge: 167
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Auftrennen von Fichtenstangen mit Motorsäge

Beitrag von Peter Sternischer »


Hallo Hubert,
zu dem Thema wurden schon Beiträge gepostet,probier die Suchmaschine " Suchen"
gib den Begriff "Längsschnittkette" ein und die letzten sieben Monate.
Viel Erfolg Gruß Peter

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