Zum Bau eines Cajón ...

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Johannes
Beiträge: 45
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Zum Bau eines Cajón ...

Beitrag von Johannes »


Liebe Bastlerkollegen,

nachdem ich nun mehr oder weniger aus meinem Winterschlaf erwacht bin,
fängt nun wieder die Zeit des Bauen und Bastelns an, denn im letzten halben Jahr entstanden nur ein paar hölzerne Blumenkästen, Messerscheiden und ein Rosenspalier.

Heute war ich mit einem Freund ( begeisterter Drummer in einer Band ) in einem Musikgeschäft, wo er ein recht schönes Cajón entdeckt hat. Das einzige Problem : Mit etwas über 80 € ist das Stück für uns Schüler ( als recht einfaches Beiinstrument ) einfach nicht zu bezahlen.

Also dürfte mal wieder etwas Do-it-yourself angesagt sein.
Für die, die gerade nichts mit "Cajon" anfangen können:

www.de.wikipedia.org/wiki/Cajón
http://www.schlagwerk.de/home/instrumente/cajones.htm

Im Prinzip handelt es sich um eine einfache Holzkiste in Quaderform mit Tonloch auf der Rückseite. Im Inneren befindet sich eine spannbare Feder, an der ein Wedel angebracht ist. Wird dieser angeschlagen, ergibt das einen leicht fegenden Ton.

Gespielt wird das Ganze nun, in dem man sich auf die Kiste setzt und die Schlagseite bearbeitet. Je nach Trefferfläche bekommt man einen mittleren bis tiefen Bass zu hören.

Im Laden bestand der Korpus aus Kirschsperrholz ( 3-Schichten ) und die Schlagseite aus Weißeschensperrholz.

Auf den ersten Blick ist ein ein Leichtes eine Holzkiste zu zimmern.
Auf den Zweiten wird es schon einwenig schwerer.

Hat jemand von euch bereits Erfahrungen mit dem Bau eines solchen Geräts ?
Hat man überhaupt eine Chance vernünftige Töne herauszubekommen ?

Zwar kann man das Ganze bei einem Fehlschlag wieder zerlegen, und das Holz anderweitig verwerten, aber es wäre schön wenn es klappen würde.

Eine weitere Frage wäre: In welchem preislichen Rahmen bewegen wir uns ?

Kirsch- und Eschensperrholz habe ich noch nie kaufen müssen, habe also auch keine allzu großen Erfahrungen mit dem Preis. Das Ganze soll ja ( mal abgesehen von der gemeinsamen Arbeitszeit ) rentabel bleiben.

Danke und Gruß,
Johannes



Harald Stuerzebecher
Beiträge: 77
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Zum Bau eines Cajón ...

Beitrag von Harald Stuerzebecher »


Hallo Johannes!

Die Instrumente, die unter dem 2. Link abgebildet sind, scheinen eine Oberfläche von ca. 1m² zu haben. Ich habe keine Ahnung, was Kirsch- bzw. Weißeschensperrholz kosten, aber ich würde nicht ausschließen, daß der Preis, den Du für das Material bezahlen müßtest nicht wesentlich unter dem Preis des fertigen Instrumentes liegt. Eine Quelle für so eine kleine Menge exotischen Sperrholzes würde mir auf Anhieb auch nicht einfallen - die Abnahme einer großen Platte oder eine Sonderanfertigung sprengen m.E. ganz sicher den gesteckten Preisrahmen.

Wenn die Ansprüche an Klang und Optik nicht zu groß sind, reicht vielleicht auch normales Sperrholz aus dem Baumarkt. Buchensperrholz (das auch für eines der Instrumente deines Links verwendet wird) sollte relativ einfach erhältlich sein. Solange nicht ein Fachmann versichert, daß das nichts werden kann würde ich einen Versuch zumindest in Erwägung ziehen. Mit ca. 10-15€ Materialkosten wäre das Risiko m.E. überschaubar.
Schlimmstenfalls hast Du hinterher eine handliche Holzkiste mit Deckel. :-)

Ein größeres Problem sähe ich bei der Montage irgendwelcher Snare-Saiten oder der Plazierung von Löchern, deren Lage den Klang möglicherweise entscheidend beeinflußt.

Da ich aber von Instrumentenbau und den Klangeigenschaften von Hölzern keine Ahnung habe, verweise ich einfach mal an die Fachleute im Forum: u.a. Rupert Rudolph, die anderen hat die Suche auf die Schnelle nicht gefunden.

Harald Stürzebecher



uli schiekofer
Beiträge: 176
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Zum Bau eines Cajón ...

Beitrag von uli schiekofer »


hallo johannes,
wenn das das echtes sperrholz war, also die faserrichtung der mittleren schicht 90 grad zu den aussenschichten gedreht ist, spielt das holz praktisch keine rolle mehr. es ist, bis auf kleinigkeiten vielleicht da nur dreischicht, voellig klangtod. deshalb kannst du dann sicher jedes beliebige holz nehmen. anders saehe es aus, wenn die schichten, wie bei e-gitarren und baessen fasergleich verleimt waeren. dann ist in bestimmten massen der klang beeinflussbar. wie z.b. (gilt v.a. fuer baesse) pappel: runder tiefer bass, weiche mitten, samtig leichter ton. mahagoni: bassig, warme mitten, punchig, ahorn: brillant, klare artikulation, rein an obertoenen, gute ansprache. etc. so kann man sich also seinen sound zusammenkomponieren. allerdings hat das auch seine grenzen. und nach einer welle bei edelinstrumenten aus zum teil 2stelligen holzlagen bei den korpi sowie nochmals 2stellig fuer den haelsen ist man wieder back to the roots, also bei meist einem holz fuer den hals und einem oder zwei beim korpus. beim boxenbau gilt da anderes. da will man eine moeglichst neutrale und definierte huelle. also multiplex oder pressspan, plastik oder metall. hald moeglischst schwingungsfrei. und dann kann man ganz definiert und z.t. raffiniert das innenleben gestalten. also denke ich, dass bei deinem instrument eventuelle innere raffinessen entscheidend sind. nicht das holz. jedenfalls nicht bei sperrholz.
hoffe geholfen zu haben
herzliche gruesse
uli


Johannes
Beiträge: 45
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Zum Bau eines Cajón ...

Beitrag von Johannes »


"Mit ca. 10-15€ Materialkosten wäre das Risiko m.E. überschaubar.
Schlimmstenfalls hast Du hinterher eine handliche Holzkiste mit Deckel. :-)"

Sicherheitshalber habe ich meinen freund schon mal darauf eingestimmt ^.^

@ Uli

Jetzt wird´s richtig interessant.
Wo du es sagst: Es hat sich mit Sicherheit um kein 90°-Sperrholz gehandelt.

Gibt es eine Aufstellung zu den Holzarten und ihren Klangeigenschaften ?

Und noch viel schlimmer: Wo bekomme ich denn nun eine so dünne Pappelfront
her ? Das wird richtig teuer.

Anbei noch ein sehr aufschlußreicher Link:
http://www.ocanartesania.com/V2/pdf/articulos/construccion-aleman.pdf

Hier wird wieder von Sperrholz gesprochen.
Es ist zum verrückt werden. Jeder sagt was anderes ;-)

Da bleibt wohl nur Learning-by-doing übrig.

Gruß,
Johannes


uli schiekofer
Beiträge: 176
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Zum Bau eines Cajón ...

Beitrag von uli schiekofer »


hallo johannes,
kann deinen link leider nicht oeffnen. eine liste mit hoelzern und deren klangeigenschaften habe ich nicht, aber das kriegst du so raus. evtl. kannst du einfach nochmal bei einem bestimmten holz fragen. aber ob meine erfahrung auch bei trommeln funktionieren? ausserdem ist mit solchen listen auch eher vorsichtig umzugehen, da es z.b. bei palisander oder mahagoni u.a. auch davon abhaengt woher das holz kommt und ausserdem ist eben auch jeder baum anders. und anders gefaellt, getrocknet etc. aber als faustregel: je haerter das holz desto heller und punchiger der klang. aber ich glaube eh, dass wir hier wirklich von sperrholz sprechen. die ganze holzauswahlgeschichte bei baessen und gitarren, bei der meist ein holz ein resonanzholz wie erle, esche oder mahagoni ist, wird betrieben um neben dem spezifischen klang ein moeglichst langes sustain zu erzeugen. also die zeit wird maximiert, die eine saite klingt. abstoppen kann man immer noch selber. bei einer trommel aber, die keinen ton sondern lediglich ein gerausch produziert sieht es da anders aus (ausgenommen natuerlich schlaginstrumente die tatsaechlich tonhoehen erzaeugen!). die kessel von Trommeln eines Drumsets sind tatsaechlich sperrholz. und selbst da wirst du sehen dass fast alle zusaetzlich irgenwie abgeklebt sind bzw in die bassdrum daemmmaterial eingebracht wurde um die nachklangzeit zu reduzieren. man will explizit den attack des anschlags betonen. deshalb wuerde ich tatsaechlich davon ausgehen, dass das wirklich sperrholz war. kontrolliere das doch noch mal. interessiert mich. das gleiche gilt uebrigens auch z.b. fuer hackbretter. auch echtes sperrholz. da bei einem normalen hackbrett keine daempfungsmoeglichkeit besteht, soll das teil gar nicht so lang klingen - nur laut ;-)) - da sonst staendig die harmonien ewig ineinander klingen. ist manchmal auch so schon noch ziemlich ... hmmm ... gewoehnungsbeduerftig ;-().
und wieso duenne pappelfront? wie dick ist die lage? wenn du von dreischicht sprichst, sollte jede schicht ca. 5-6mm haben, denke ich. wenn es nur das deckfurnier ist also weniger als 1mm, dann ist es eh nur kosmetisch. forget it. ansonsten bein schreiner ein furnierblatt kaufen. ausserdem faellt mir gerade auf: wenn du von pappelsperrholz (oder auch nicht sperrholz) redest ist es, denke ich, wirklich sperrholz. wenn du auf das weiche pappelholz, ob massiv oder fasergleich verleimt spielt dann keine grosse rolle mehr, mit schmackes draufhaust, hast du ganz sicher einen reparaturfall ;-(((.
herzliche gruesse
uli


Johannes
Beiträge: 45
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Zum Bau eines Cajón ...

Beitrag von Johannes »


Hallo,

wir haben uns nun entschieden den Sprung ins kalte Wasser zu wagen.
Mal schauen was draus wird.

Ich danke für eure Tips.
Wenn das Gerät fertig ist werde ich mich wieder melden.

Gruß,
Johannes

P.S: Plan steht, Material ist klar, nur wo kriegt man jetzt die Zeit her ;-)


C. Grefe
Beiträge: 385
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Zum Bau eines Cajón ...

Beitrag von C. Grefe »


Hallo Johannes,

dieser Beitrag ist bereits etwas älter. Da ich auch gerade beabsichtige, ein Cajón zu bauen, würde es mich freuen, wenn Du mal über Deine Erfahrungen berichten würdest. (Ich hoffe, Du liest das hier überhaupt noch!)

Danke, viele Grüße! Christopher


Helmut Hirsch

Re: Zum Bau eines Cajón ...

Beitrag von Helmut Hirsch »


Tja, bei einem so alten Treat würde ich einfach mal einen "altmodischen" Weg gehen --- und ihm direkt auf seine E-Mail schreiben --- die Wahrscheinlichkeit, das er die liest, ist um einiges höher.

Gruß, Helle


C. Grefe
Beiträge: 385
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Zum Bau eines Cajón ...

Beitrag von C. Grefe »


Hallo Helmut,

Gute Idee, ich werd's mal so versuchen. Ist sicher eher von Erfolg gekrönt.

Ach ja, die gute altmodische E-Mail...

Grüße, Christopher


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