Holz mit Öl behandeln.

[Berthold Cremer]

Hallo!

Seit längerer Zeit wollte ich schon etwas zu Holzölen schreiben.
Heute habe ich gesehen, daß Dieter auch Holzöl von Livos anbietet, und da dachte ich mir, daß ich einmal meine Erfahrungen beschreibe.

Die ersten Arbeiten habe ich mit "DUBNO" von Livos behandelt (Dieter bietet das auch an). Dieses Öl hat mir nicht gefallen. Wenn das Holz einmal feucht oder naß wurde, hat das Holz eine schmierige Schicht bekommen. Das ist meine ganz persönliche Erfahrung! Dann habe ich von Livos "MELDOS" genommen und war sehr zufrieden. Mittlerweile habe ich sicherlich schon an die 10 Dosen davon verarbeitet. Dann hatte gab es keinen Händler in meiner Nähe mehr, der Livos Produkte verkaufte. So habe ich vergleichbare Öle verwendet. Auf der Holz und Handwerk in Nürnberg habe ich dann auch die Adresse von einem Händler in meiner Nähe bekommen (War aber noch nicht dort!)

Alle meine Holzarbeiten habe ich bisher mit Öl behandelt. Das hat viele Vorteile:

Das Holz bekommt eine schöne deutliche Struktur.
Es können sich keine Nasen bilden wie bei einer Lackierung.
Es riecht nicht unangenehm.
Das Holz fühlt sich natürlich an, wenn man es anfaßt.
Man kann leicht Stellen ausbessern.

Bei den ersten Arbeiten habe ich dann auch noch ein Wachs von Livos aufgetragen. Das mache ich aber heute nicht mehr. Es ist sehr viel Arbeit das Wachs aufzutragen und noch mehr Arbeit das Wachs zu polieren. Außerdem bilden sich in Profilen oder Ecken weiße Wachsreste, die unschön aussehen.

Heute sieht meine Oberflächenbehandlung so aus: hobeln oder vielleicht auch schleifen. Dann reichlich ölen - am liebsten mit Meldos von Livos. Dann nach wenigen Minuten das überschüssige Öl mit einem Lappen aufnehmen. Gegebenenfalls nach 24 Stunden noch einmal leicht schleifen und noch einmal leicht ölen.

Wenn eine stark beanspruchte Oberfläche, wie zum Beispiel eine Schreibtischplatte, etwas schmuddelig geworden ist, kann man es mit einem Schwamm und etwas Spülmittel gut reinigen. Wenn es nötig ist, kann man dann mit etwas Stahlwolle ganz leicht glätten und dann dünn nachölen.

Dieter schreibt zu recht, daß man Schränke nicht von innen ölen sollte. Leider wußte ich das nicht und mußte folgende Erfahrungen machen: Eine Anrichte habe ich auch von innen geölt. In die Türen habe ich eine Bleiverglasung gemacht - mit echten Bleiruten. Nach einigen Jahren bemerkte ich, daß sich auf dem Blei ein weißer Belag gebildet hat. Das Blei sah aus, als würde es zerfressen werden und der Staub rieselte runter. Habe diese Bleiverglasung ausgebaut und dem Glaser vorgeführt - er wußte keine Erklärung und hatte so etwas auch noch nicht gesehen.

Auch meine Werkzeugschrank habe ich von innen geölt. Interessanterweise ist das meinem Spitzer nicht bekommen. Ich hatte einen kleinen Bleistiftspitzer aus Alu in der Schublade. Nach einiger Zeit war der Spitzer ganz mit weißem Belag überzogen. Die Oberfläche des Spitzers hatte sich so aufgelöst, daß der Spitzer nicht mehr zu gebrauchen war. Das führe ich auch auf das Holzöl zurück.

Drechselarbeiten öle ich übrigens mit Danish Oil. Und seit neuestem habe ich auch "Sanding Sealer" ausprobiert. Das ist eine Schellackgrundierung und gibt eine schöne glänzende und glatte Oberfläche.

So, nun habe ich genug geschrieben.
Ich hoffe, daß der Beitrag hier erwünscht ist. Hier geht es ja eigentlich um Handwerkszeuge und nicht um Holz(Öl). Aber: Ich habe das Öl immer mit dem Pinsel aufgetragen - ein echtes Handwerkszeug! ;-)

Gruß
Berthold

[Eckhard Pohlmann]

Hallo Berthold,

das kommt mir alles sehr bekannt vor, so habe ich es auch gemacht, bis mein Händler am Ort Livos aus seinem Programm genommen hat.
Jetzt bietet er Produkte der Fa. ATW an, z.B. Bienenwachs-Balsam.
Ich habe es ausprobiert, riecht auch gut, und die Wirkung ist ähnlich wie Livos.

Ich würde aber lieber wieder Livos verwenden. Hast du schon mal das BIVOS Öl-Wachs , das Dieter anbietet (hatte ich noch nicht entdeckt) ausprobiert?

Die Verarbeitung mache ich so wie du es beschrieben hast, nehme jedoch als Abschluß-Behandlung noch eine Bürste (weiche Schuhbürste).

Eine Unverträglichkeit mit Metall habe ich bisher nicht festgestellt.

Gruß, Eckhard

[Christof Hartge]

Also ich finde, der Beitrag ist absolut erwünscht. Das Finsish ist doch Quell größter Freude wie Ärger nach einem Fertigungsprozess und kann untere Umstände allergröte handwerkliche Fähigkeiten verlangen.
Benutzt du Leinöl oder Leinölfirnis. Ich habe bisher immer Firnis genommen und den mit dem Lappen dünn aufgetragen. Ich fand immer, daß dadurch fleckige, glänzende Stellen von vornherein vermieden wurden. Bei Nadelhölzern ist die Flüssigkeitaufname sehr unterschiedlich, da muß man ohnehin mehrmals drüber bis alles gleichmäßig ist.
Den Fehler mit dem Innenölen habe ich bisher auch begangen. Vielleicht ist da ein Schellacküberzug doch die beste Lösung.
Zur Alternative Lack/Öl: Das entscheidet sich auch an der Art des Möbels und des Holzes. Öl kommt den Nadelhölzern in besonderer Weise entgegen und auch den Bauformen, die sich aus reinem Massivholzbau ergeben. Hat man es dagegen mit Edelhölzern und artifizieller gestalteten Möbeloberflächen zu tun dann entfalten Lacke einfach eine andere Wirkung.
Viele Grüße, Christof.

[reinhold ege]

[In Antwort auf #95166]
hallo Berthold,
das mit dem innen nicht behandeln, höre ich zum ersten mal. Ich wüsste gerne den Grund. Wir haben zu Hause einige sehr alte Schränke (Barock und Biedermeier) und die werden so alle 2 bis 3 Jahre auf der Innenseite mit Bohnerwachs dünn eingerieben. Das vertreibt Holzwürmer und Motten. Irgendwelche Nachteile konnte ich bisher nicht beobachten.

Wenn Blei zu weissem Pulver zerfällt, ist das ein Oxydationsvorgang, das weisse Pulver ist Bleioxyd oder auch Bleiweiss (ein Pigment). Giftig!. Normalerweise bildet Blei eine graue Haut, die luftdicht ist und eine weitere Oxydation verhindert.
Das selbe kann man auch bei Zinn beobachten, dann heisst es Zinnpest.

Ich hatte auch mal den Fall , dass ein Alu-Spitzer zerfallen ist und weiss bis heute nicht Grund. Geölte Schubladen waren es sicher nicht.

viele Grüsse
reinhold

[Georg]

Hallo seit geraumer Zeit verfolge ich schon die Diskussionen in diesem Forum. Als interessierter "Holzwurm" habe ich mir hier schon einige Anregungen geholt, hatte aber bisher nicht die nötige Zeit selbst einen Beitrag zu schreiben.
Nun aber zum Thema: Das von Berthold geschilderte Auftreten von weißen Belägen auf Bleirahmen nach dem Ölen konnte ich bisher nicht beobachten weder bei Blei noch bei anderen Metallen. Allerdings hatte ich schon öfters solche Beläge, meistens auf verzinkten Teilen, wenn ich das Holz mit Lack behandelt hatte. Als Ursache dafür vermutete ein befreundeter Chemiker das in vielen Lacken als Lösungsmittel vorkommende Ethylacetat (auch als Essigester bekannt). Es wäre durchaus möglich, so meint er, daß sich das Etylacetat unter geeigneten Bedingungen an den Metalloberflächen in Etanol und Essigsäure zersetzt. Letztere greift dann das Metall an.
Ein anderes Problem ist das Verwenden von Öl für Möbelinnenflächen was ja auch nach Ansicht vieler Holzöl - Hersteller vermieden werden soll. Meine Erfahrungen dazu sind: Trägt man das Öl dünn auf und wischt es nach dem Einziehen sorgfältig ab, ist eine unvollständige Trocknung der Oberfläche nicht zu befürchten. Einziges Manko ist der Leinöl-Geruch, der sich durchaus über Monate hält. Wen so etwas stört, der sollte Möbelinnenflächen nicht mit Öl behandeln. Mein letztes selbstgebautes Möbel (Kleiderschrank in Erle) habe ich jedenfalls ganz geölt, ohne negative Folgen, lediglich der Leinöl-Geruch stört etwas wenn man den Schrank öffnet.

[Melanie Heydel]

Hallo miteinander, obwohl der Beitrag schon älter ist, möchte ich kurz mitteilen, dass wir auch unsere Schränke innen ölen, ebenfalls mit LIVOS-Produkten; das klappt ganz gut und ergibt ein gutes Finish - auch bei älteren Schränken. Wenn ich mir einmal bei einer Holzoberfläche nicht ganz sicher bin, rufe ich einfach bei LIVOS an (05825-88-0), bzw. schaue vorher einmal auf die homepage(www.livos.de; dort findet man zu allen Produkten technische Merkblätter - und eine Volldeklaration. Da bleiben keine Wünsche offen. Meine Fragen werden dort immer sehr gut und gründlich beantwortet - es ist auch nicht so kommerziell; Nachteil ist: die Produkte sind manchmal recht teuer, aber eben auch ihr Geld wert - probiert es einfach aus - klappt bestimmt.

[Lotte Färber]

Hallo,
ich habe mir in Sri Lanka einen Tisch aus Rosenholz gekauft nun ist er in Deutschland angekommen und er entspricht nicht meinen Erwartungen, man hat mir versprochen, dass er schön hergerichtet wird und zum Glänzen gebracht wird, aber leider ist das nicht gemacht worden. Nun meine Frage wie bringe ich das Rosenholz zum glänzen? Soll ich ölen oder waschsen. Leider bin ich nur ein Laie bezüglich Holzbearbeitung und brauch Rat wie ich an die Sache rangehe.

[Pedder]

Hallo Lotte,

wie ist den die Oberfläche des Tisches jetzt? Rau? Dann musst Du in jedem Fall hobeln, mit der Ziehklinge arbeiten oder schleifen.

Hochglanz bekommst Du mit Öl und Wachs nicht hin. Persönlich gefällt mir der Ölglanz aber auch besser. Wenn Du Rosenholz ölst, kann es sich stark verfärben. Ein Test an unsichtbarer Stelle ist Pflicht.

Wenn Du mehr zum Tisch schreibst, oder vielleicht sogar ein Bild einstellst, kann Dir mehr geholfen werden.

Liebe Grüße
Pedder

P.S.:
Ich schreibe hier nur, um den Thread am Leben zu erhalten, bis die Jungs, die wirklich was davon verstehen, vorbei kommen. :o)

[Dirk D]

Hallo Lotte,
selber habe ich noch kein Rosenholz verarbeitet. Bei vielen farbenprächtigen exotischen Hölzern empfiehlt sich der Einastz eines UV Schutzes, um nicht in einem Jahr eine schlammbraune - graue Oberfäche zu haben.
Vorausetzung ist natürlich wie von Pedder erwähnt ein sauber geputzt oder geschliffenes Holz.
Ich verarbeite Naturhaus Produkte, wo eine Holzoberfläche mit 180er Schliff empfohlen wird.
Wenn Du Dir zutraust Öle mit einem Excenterschleifer (in diesem Forum nicht gern gehört )einzuschleifen würde ich Dir die Produkte von Naturhaus empfehlen.
Die Produkte und den UV Schutz (Pegma Color)und sicher auch eine gute Beratung findest Du unter Naturhaus-Vertrieb.de

Gruß, Dirk

[Andreas Fochtmann]

Sehr schön,daß sich Leute bereiterklären anderen ihre Erfahrungen mitzuteilen. Bisher habe ich immer davon provitiert. Zurück zum Behandeln von Schränken innen . leider habe ich eine alte Vitrine nach der Restaurierung innen gewachst. Nun , immerhin etwa 5 Jahre später, werden die im Schrank aufbewahrten Gläser immer noch Milchig matt. Wenn Besuch kommt , heißt es also immer vorher die Gläser spülen. Schade daß es den Beitrag nicht schon früher gab.
Liebe Grüße
Andreas