Probleme mit zu hoher Luftfeuchtigkeit?

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Patrick Heinen

Probleme mit zu hoher Luftfeuchtigkeit?

Beitrag von Patrick Heinen »


Hallo zusammen,

ich habe jetzt gut ein halbes Jahr in die Abdichtung meiner Garage investiert und frage mich, ob man noch mehr machen kann oder muss. Bei der Lagerung von Leimholzplatten verziehen sich diese leider. Fichtenholz, welches gut ein halbes Jahr dort lag und dann von mir zu einem Tablett verarbeitet wurde, hat sich nach 3 wöchigem Aufenthalt in der Wohnung auch verzogen.
Ich habe mit einem Sensor meiner Wetterstation Messungen über ein halbes Jahr vorgenommen. Die Temperatur schwankte zwischen 2 und 20°C und die Luftfeuchtigkeit zwischen 55 und 98%.

Die Garage ist eine alte Scheune mit aufgesetztem Spitzdach. Die Außenwände habe ich mit 15cm dicken Hartschaumplatten belegt und dann mit OSB Verlegeplatten verkleidet. Das Dach habe ich zwischen den Sparren mit 20cm dicker Steinwolle abgedichtet und das dann mit einer Dampfsperrfolie betackert.
Das 4 Meter breite Garagentor habe ich innen mit 5cm Styroporplatten verkleidet.
Da ich während der Umbauarbeiten die Messdaten mitgeschnitten habe und auch einen gleichzeitigen Vergleich mit den Außendaten habe, konnte ich eine deutliche Verbesserung feststellen. Die Temperaturschwankungen sind wesentlich träger. Der Raum kann innerhalb kürzester Zeit aufgeheizt werden.

Ich heize jedoch nicht durchgehend. Jetzt kommt die Frage auf, ob die Luftfeuchtigkeit A meinen Maschinen schadet und B eine Lagerung von Holz dort möglich ist.
Der Einbau einer Heizung für eine dauerhafte Senkung der Luftfeuchtigkeit würde zusätzliche laufende Kosten bedeuten.
Die Garage ist ca. 4,5 x 10 Meter mit einer Deckenhöhe von 4,5 Meter im Giebel.
Macht zusammen also viel Luft.

Was kann ich noch tun, wie handhabt ihr anderen Garagenwerkstattnutzer das?

Vielen Dank für eure Tips.

Patrick



Heinz Roesch
Beiträge: 1268
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
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Re: Probleme mit zu hoher Luftfeuchtigkeit?

Beitrag von Heinz Roesch »


Patrick,

meine Maschinen stehen schon seit mehr als
15 Jahren in einem unbeheizten Hühnerstall.
Das hat ihnen trotz vollkommener Verwahrlosung
eigentlich nicht geschadet, Rost ist minimal
und nur an Stellen, wo die Maschinen wirklich
im Dreck standen.

Ansonsten kannst Du sicher Holz in der Garage
lagern, ich mache es auch. Die Holzfeuchtigkeit
wird sich allerdings irgendwo im Bereich des
lufttrockenen, also bei etwa 15% einstellen.
Weniger ist nur bei konsequenter Beheizung oder
mit Kondensationstrocknern zu erreichen. Ein
dauerndes auf- und ab mit sporadischer Beheizung
erscheint mir eher ungünstig.

Auch wenn Dir das jetzt natürlich gar nichts mehr
nutzt halte ich persönlich übrigens überhaupt nichts
von meterdicken Glas-/Mineralwollschichten und Styropor.
Als Holzwerker sollten wir unsere Werkstätten mit
möglichst dickem Holz auskleiden. Das dämpft die Schwankungen
in Temperatur und Luftfeuchtigkeit optimal und isoliert
bestens. Zudem hat man keine Probleme mit Sondermüllentsorgung
nach der Nutzungsphase :-)

Viele Grüße

Heinz



Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Probleme mit zu hoher Luftfeuchtigkeit?

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Patrick,

die Luftfeuchtigkeit ist entschieden zu hoch um Holz zu lagern. In Wohnräumen herrscht im Winter um 30% und im Sommer um 50% Luftfeuchte. Du schreibst was von Dampfsperre im Dach. Wenn sie nur dort eingebaut ist, war's rausgeschmissenes Geld. Sie muss überall sein. Was ist mit dem Boden? Alte Scheunen haben oft nur einen gestampften Lehmboden. Der sorgt natürlich für Feuchtigkeitsnachschub. Übrigens: bei gemessenen 98% Luftfeuchte musst Du mit Taupunktunterschreitung rechnen, das mögen alle Guss- und Stahlteile nicht. Und das Tor so gut es geht winddicht machen. Das verringert auch die Schallemissionen.

Gruß, Walter


Patrick Heinen

Re: Probleme mit zu hoher Luftfeuchtigkeit?

Beitrag von Patrick Heinen »


Hallo Walter,

der Boden war schon ein gegossener Estrichboden. Nach dem Einbau des Garagentores war allerdings ein beträchtlicher Höhenunterschied vorhanden, sodass ich nochmals eine frische Estrichschicht aufgegossen habe. Darunter ist eine Folie gelegt worden. Vom Boden her bin ich also dicht.
Das Garagentor ist komplett ausgeschäumt und an den beweglichen Teilen mit Bürsten versehen.
Die Dachabdichtung hat die Wendung gebracht, da ich seitdem nicht mehr als 70% Luftfeuchtigkeit gemessen habe. Das Dach lag nur auf den Mauern auf und der Wind konnte ungehindert durch die Garage pfeifen.

Das Raumklima ist auf jeden Fall jetzt nicht mehr so klamm wie vorher, das merkt man deutlich, wenn man den Raum betritt.

Gruß

Patrick



Karsten Sieb
Beiträge: 73
Registriert: Do 18. Jan 2018, 12:04
Kontaktdaten:

Re: Probleme mit zu hoher Luftfeuchtigkeit?

Beitrag von Karsten Sieb »

[In Antwort auf #20676]
Hallo Patrick,

in Ergänzung zu Walters Hinweisen mal was Prinzipielles zu Dampfsperren und Innendämmung:
Die Innendämmung sorgt für ein Temperaturgefälle zwischen innen und aussen - dieses Gefälle findet aber innerhalb der Dämmung statt, d.h. die Wand bleibt oder wird so kalt wie vorher auch, da die Beheizung durch den Innenraum wegfällt, sogar noch kälter. Lässt Du die Dampfsperre (oder einen Sperrputz oder Fliesen etc.) weg, diffundiert Feuchtigkeit durch die Dämmung und kondensiert an der kalten Aussenwand (vorzugsweise in den Ecken, da die besonders gut gekühlt sind). Die Folge ist Schimmelbildung, was hinter Dämmung und Verkleidung unangenehm sein kann - bis man es merkt,sitzt der Pilz schon überall ...
Die Dampfsperre verhindert also nicht den Feuchtigkeitseintrag von aussen (das macht die Dachdichtung/Deckung), sondern den Eintrag von Kondensationsfeuchte in die Dämmung/Wand.
relative Feuchte von 100% heisst Taupunkt - d.h. die Feuchtigkeit schlägt sich an allen kälteren Oberflächen nieder. Gerade beim schnellen Aufheizen der Luft reagieren die meist aus Metall bestehenden Maschinen deutlich träger, was zur Folge hat, dass sich auf ihnen ein Feuchtefilm bildet - ganz schlecht für Gusstische und Hobelmesser. Du wirst rauskriegen müssen, wo die Feuchte her kommt - ein offener Boden ist da ein guter Tip von Walter, sowas ist zum Wein lagern gut, aber nicht für Maschinen. Aber auch ein gut abgedichteter kleiner Raum, aus dem die Feuchtigkeit nicht raus kann und der auf 2° abkühlt, schafft so hohe relative Feuchtewerte.
Die Abhilfe heisst Lüftung, gerade im Winter. Wenn Du die warme feuchte Luft mit kalter trockener ersetzt, wirst Du keine solchen Werte erreichen.

Gruss

Karsten


Patrick Heinen

Re: Probleme mit zu hoher Luftfeuchtigkeit?

Beitrag von Patrick Heinen »

[In Antwort auf #20680]
Hallo Heinz,

grundsätzlich gebe ich dir mit der Mineralwolle Recht. Ich bin auch kein grpßer Fan davon zumal die Verarbeitung nicht sehr angenehm war.
Da ich durch die Schräge des Daches bedingt jedoch gute 80qm abzudichten hatte, wäre das mit Holz doch eine beträchtliche Mehrbelastung durch das hohe Gewicht von Holz bei vergleichbaren Dämmwerten. Der Architekt sagte mir, dass der Sparren im Gibel so 400-500Kg trägt.
Beim Gargentor hatte ich mit dem gleichen Problem zu kämpfen. Der Motor meines Tores kämpft schon mit dem 4,5 x 2 Meter Metalltor und eine Holzschicht würde er nicht mehr bewältigen. Daher auch hier der Griff zum Styropor.
In der Werkstatt selber habe ich sowohl Wände, als auch den Boden mit OSB Platten verkleidet, weil ich es auch schöner finde als Styropor.

Und die Entsorgung der restlichen Steinwolle war wirklich nicht sehr einfach. Da ist eine Restholzentsorgung wesentlich angenehmer - einfach in den Kamin schmeissen :-)

Gruß

Patrick



helmut hess
Beiträge: 339
Registriert: So 10. Mai 2015, 09:48
Kontaktdaten:

Re: Probleme mit zu hoher Luftfeuchtigkeit?

Beitrag von helmut hess »

[In Antwort auf #20676]
Hi Patrick,
ich denke, mit deinen ganzen isolations und sperrversuchen arbeitest du an einer feuchtigkeitsfalle (du hast nun eine gedaemmte kaeseglocke darueber gebaut).

bau lueftungsluken ein und lass den wind fuer dich arbeiten. die feuchtigkeit in alten gebaeuden, die keine sperrung gegen bodenfeuchtigkeit haben, koenntest du nur mit heizen und entfeuchten bekaempfen... oder mit lueften.
finde dich damit ab, dass du in einer scheune arbeitest und nicht in einer garage.

beim bau einer scheune wurde immer davon ausgegangen, dass eine permanente durchlueftung stattfindet. mit all deinen baumassnahmen schadest du maximal der bausubstanz, die ja fuer einen anderen zweck konzipiert war, als du sie heute nutzen moechtest.

gruss
helmut



Patrick Heinen

Re: Probleme mit zu hoher Luftfeuchtigkeit?

Beitrag von Patrick Heinen »

[In Antwort auf #20686]
Hallo Karsten,

das ist ungefähr das, was ich schon erwartet habe.
Ohne dauerhafte Heizung werde ich den Raum wohl nicht wirklich um die 50% Luftfeuchte bekommen.
Die Kälte ist mir persönlich egal, jedoch hindert sie mich am verleimen, lackieren und beizen, da auf sämltichen Mitteln eine Mindesttemperatur von 15°C steht.
Die Lüftung nach dem Arbeiten ist denke ich kein Problem, da ich ja nur das 2x 4,5 Meter Tor aufmachen muss. Am Ende der Garage habe ich 2 runde Lüftungsgitter angebracht, die verschließbar sind. Da kann ich dann Durchzug machen.
Wichtig ist mir nur, dass meine Maschinen keinen dauerhaften Schaden nehmen.
Die Handmaschinen sind ja in Systainern, aber die FKS, die bald kommt, ist nunmal ein 400KG Metallklotz :-)

Gruß

Patrick


Patrick Heinen

Re: Probleme mit zu hoher Luftfeuchtigkeit?

Beitrag von Patrick Heinen »


Hallo Helmut,

ich muss mich etwas korregieren.
Es ist eine ehemalige Scheune, d.H. es stehen nur noch 2 ursprüngliche Außenwände. Das Dach inkl, Holzkonstruktion ist 2003 komplett neu gemacht worden. Die linke Wand ist aus Porenbetonsteinen und der Boden ist auch dicht.
Ob allerings die hintere und linke Wand eine Sperre zum Boden haben, wage ich zu bezweifeln. Der Bauernhof war von 18xx und mein Nachbar hat seine Wände alle horizontalsägen lassen und sich nachträglich eine Sperre einspritzen lassen.
Den Aufwand möchte ich aber definitiv nicht betreiben!

Gruß

Patrick



Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Probleme mit zu hoher Luftfeuchtigkeit?

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #20688]
Hallo Karsten und Helmut,

also mit dem Lüften stimme ich so pauschal nicht zu. Man muss mal die Umgebungsbedingungen für Sommer und Winter betrachten. Im Winter ist es außen kalt (ha, ha,) und feucht. Im Sommer ist es warm und trocken. Nochmal ha, ha, es ist ja Fassenacht. In geschlossenen isolierten Räumen ist es im Winter in aller Regel etwas wärmer als draußen. Das heißt, die Luftfeuchte etwas geringer, aber immer noch hoch. Je höher die Temperatur im Raum ist, desto geringer die Luftfeuchte. Höhere Temp. im Raum erzielt man durch Sonneneinstrahlung (Fenster), wenn man nicht heizen will(kann). Stillschweigend angenommen ist immer, dass innen und außen die gleiche Luftmasse ist. Es darf also keine Feuchtequelle im Raum sein. Wenn jetzt gelüftet wird, wird die Temp im Raum sinken und die Feuchte sich erhöhen. Lässt man das Lüften und arbeitet in dem Raum, befindet sich eine Feuchtequelle (Mensch) und Wärmequelle (Mensch)im Raumm. Ich weiß nun nicht, was überwiegt, aber ein bischen nachheizen wäre nicht falsch, ist auch angenehmer. Wird nicht geheizt und nicht gelüftet, wird nach dem der Mensch den Raum verlassen hat, die Temp fallen und die Feuchte steigen. Also: nach dem Arbeiten lüften und Ofen ausmachen.

Im Sommer sieht die Sache anders aus. Der Raum ist mal kälter, mal wärmer als die Außenwelt. Wenn es draußen rasch wärmer wird oder ist, sollte man lüften damit die Temp im Raum möglichst wenig unter der der Umgebung liegt. Sie kann schon etwas unter der Umgebungstemp liegen, da im Sommer die rel. Feuchten deutlich unter denen im Winter liegen.

Die Temp der Werkstatt sollte im Winter stets über der Umgebungstemp liegen (nochmal ha, ha)und im Sommer möglichst wenig darunter, wenn man feuchtigkeitsmäßig auf der sicheren Seite liegen will. Dann kondensiert auch nix in der Isolierung, wenn die Dampfsperre innen angebracht ist.

Gruß, Walter


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