Japanischer Hobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Günter Heine

Japanischer Hobel

Beitrag von Günter Heine »


Ich habe mir einen japanischen Hobel für Anfänger gekauft. Nun habe ich gelesen, dass das Maul dieses Hobels noch bearbeitet werden muss, um ihn gebrauchsfertig zu machen.
Wer hat Erfahrungen damit und kann helfen?



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Japanischer Hobel - Blöde Frage

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo,

zu diesem Thema habe ich mal eine vielleicht ganz blöde Frage. Ich oute mich jetzt hier mal als Rali- Hobel Anwender, der aber natürlich auch ausreichend Erfahrung mit den in deutschland üblichen Handhobeln hat.

Warum muss man bei solchen (teuren) Hobeln noch nacharbeiten? O.K. Messer schleifen, das kann ich ja noch verstehen, aber am Hobelkörper nacharbeiten? Da zahlt man also teuer Geld für ein Werkzeug, dass noch nachgearbeitet werden muss? Auch von den Metallhobeln habe ich das schon gehört, konnte es aber nicht ganz nachvollziehen.

Muss man das nun machen, damit man überhaupt damit arbeiten kann,und wenn ja, warum macht das der Hersteller nicht gleich, oder fällt das in den Bereich "Tuning".

Gruß

Heiko


Rolf Schmid
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Registriert: Di 22. Dez 2020, 12:08

Re: Japanischer Hobel - Blöde Frage

Beitrag von Rolf Schmid »


Das hat wohl auch was mit Tradition zu tun. der hölzerne Hobelkasten muß an das Hobelmesser angepasst werden. das konische Hobeleisen muss in die konischen Nuten des HObelkasten angepasst werden. Bis das Hobeleisen an der Sohle heraustritt (zur Spanabnahme) wird am Hobeleisenbett vorsichtig Schicht für Schicht abgetragen. Hierzu schwärzt man das Hobeleisen an der Seite die auf dem Bett aufliegt z.B. mit Bleistift, schlägt das eisen in die Nut. Die Auflagefläche des Eisens ist nicht immer plan. An den Stellen wo das holz geschwärzt ist, wird ein dünner Span mit einem Stemmeisen abgeschabt. Dieser Vorgang wird immer wieder wiederholt, bis das Eisen stramm im Hobelkasten sitzt und eine Spanabnahme mit dem Hobel möglich ist.
Wenn man ganz langsam dabei vorgeht, kann eigentlich nichts schiefgehen. Ich habe es schon ein paarmal gemacht und es hat immer geklappt.
Das Geld beim teueren japanischen Hobel steckt hauptsächlich im handgeschmiedeten Eisen....

Gruesse
Rolf



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Japanischer Hobel - Blöde Frage

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Rolf,

eine gute Erklärung zur Vorgehensweise, aber sie beantwortet leider nicht meine Frage, warum diese Anpassung nicht schon vom Hersteler gemacht wird.

Gruß

Heiko


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Japanischer Hobel - Eisenhobel- Rali

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hello Heiko,

als Nicht- Anwender japanischer Hobel vermute ich, dass das einfach Tradition ist, die hängen an dem, was seit vielen Jahren so zelebriert wurde.

Wenn man darüber nachdenkt, ist aber die Nacharbeit eines fabrikneuen Werkzeuges durch den Benutzer eigentlich gar nichts so Ungewöhnliches- auch ein ganz normales fabrikneues europäisches Stecheisen braucht bei mir durchaus mal eine Stunde Nacharbeit, bis es meinen Vorstellungen entspricht.

Du hast aber auch die eisernen Hobel angesprochen: Ein Nacharbeiten von Hobelsohlen kann dort durchaus sinnvoll und nötig sein, wenn der Hobel von, sagen wir mal, bescheidener Qualität ist, man damit aber ernsthaft arbeiten will. Bei hochwertigen Hobeln darf es nicht erforderlich sein, das wäre dann Pfusch (kommt aber vor).

Ist denn die (Blech- ?) Sohle eines Rali wirklich gerade, oder ist das bei dem kein Thema, weil man damit ohnehin nur Anpassarbeiten oder Ähnliches macht? (ich frage Dich als Anwender, weil es mich einfach interessiert)

Friedrich



Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Japanischer Hobel - Eisenhobel- Rali

Beitrag von Ottmar »


Hallo Friedrich,

ich verwende zwei Ralihobel, ca 40 Jahre und bin damit sehr zufrieden. In meinem Beruf finde ich bei Holzarbeiten Naegel oder Schraubenreste, an Stellen wo niemand so etwas vermutet. Fuer diesen Zweck ist das System der Wechselklingen ideal, weil ruckzuck eine neue scharfe Schneide zur Verfuegung steht. Ich besitze einen Satz Ulmiahobel und bevor ich deine Schaerfmethode kennenlernte und praktiziere, war das Schaerfen eines Hobeleisens sehr aufwaendig.

Die Nutzung von Hobeln kommt bei mir nur vor wenn ich an einem wirklich antiken handgefertigten Moebeln Holz ersetzen muss um die Originalitaet des Ganzen zu erhalten.

Zu der Genauigkeit meines 40 Jahre alten Rali 220, folgendes, Die Sohle vor dem Messer ist bis zum Maul Haarlineal gerade, Die Sohle nach dem Messer ist in Richtung Maul leicht ballig (Lichtspalt sichtbar)das hintere Ende ist 2/10 mm hohl. Dies kann jedoch von meiner rauhen Behandlung kommen da ich damit auch Leichtmetall, Messing und Mineralfaserplatten bearbeitete.

Nach meinen Erfahrungen ist er gut zum Spaene abzunehmen, doch zum Putzen oder Abrichten voellig ungeeignet.

mfg

Ottmar

PS:Ich bin im Begriff an einem Sekretaer von Ende 1400 ca 2 m² Rueckwand und kleinere Hoelzer zu ersetzen, dafuer schaffe ich mir den Lee valley bevel up jointer an. Als nur Gelegenheitshobler, was soll ich anschaffen, nur das 25° Messer ?, was ist der Unterschied zwischen dem A2 und dem 01 Stahl. Ich habe mich so an die einfache Einstellung der Metallhobel gewoehnt, so dass ich mich von meinen Ulmiahobeln trennen werde. Bedanke mich im Voraus fuer deinen Rat.



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Japanischer Hobel - Eisenhobel- Rali -BUJ

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Ottmar,

eigentlich wollte ich den Heiko ein bißchen locken, schön dass Du antwortest. So ungefähr wie von Dir beschrieben stelle ich mit den Einsatz eines Rali Hobels auch vor, und er hat ganz sicher seine Existenzberechtigung.

Zum bevel-up- Jointer: Ich habe meinen gerade einige Tage heftig benutzt und bin nach wie vor von ihm begeistert. Wers damit nicht kann, wird es nicht lernen. Ich habe Leimfugen gemacht und nebenbei festgestellt, dass der angebotene jointer fence (den ich eigentlich nur habe, weil er als Sonderangebot umsonst dabei war) wirklich sehr bequem ist; wenn das Brett breit genug ist und so den Einsatz dieses Anschlages zulässt kann man damit schnell und genau Leimfugen winklig abrichten.

Zu Deiner Frage mit dem Eisen: Ich habe nur das serienmäßige 25°- Eisen. Das habe ich mit einer 35°- Fase (die allmählich breiter wird mit der fortschreitenden Verkürzung des Eisens), einer 40°- Mikrofase und einer 2. Fase von 3° versehen, und damit hoble ich alles was kommt. Mit einem 25°- Keilwinkel möchte ich nicht hobeln, der ist mir viel zu empfindlich. Für meinen Flachwinkel- Putzhobel habe ich tatsächlich zwei Eisen, weil ich mir vorstellte, zwischen den Winkeln zu wechseln, aber auch da arbeite ich nur noch mit 40°.

Du kommst also mit dem serienmäßigen Eisen für den jointer gut hin, mehr brauchst Du gar nicht.

Zum A2- oder O1- Eisen: Ich habe sowohl meine Hobel von Lie- Nielsen als auch die von veritas mit dem jeweiligen A2- Eisen und bin damit zufrieden. Hochwertige Kohlenstoffstahl- Eisen habe ich von Hock, und das wird wohl etwa dem O1 entsprechen. Ich habe nie einemn systematischen Vergleich gemacht. Aber so als querbeet- Benutzer (mal diese Arbeit mit dem einen Hobel, mal jene mit dem anderen) kann ich Dir ganz einfach sagen: Mir ist kein Unterschied aufgefallen. Weder in der Standzeit noch in der Schärfbarkeit.

Also, wenn Du meinen Rat willst: kauf Dir das Ding und schleif das Standardeisen auf einen größeren Winkel um, es geht ruck- zuck, gar kein Problem.

Friedrich

P.S. Hier wirds Herbst.......



Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: Japanischer Hobel - Eisenhobel- Rali

Beitrag von Gerhard »


Hallo Ottmar,

ich möchte nur zu deiner Frage bezüglich eines zweiten Hobeleisens antworten.
Wenn Du mit der Rauhbank auch Hirnholz bestoßen möchtest nimm ein zweites Eisen mit einem höheren Schnittwinkel und behalte das 25° Hobelmesser zum Hirnholzbestoßen und evtl. für groben Materialabtrag längs der Faser.

Umschleifen von 25° auf 35° ist ja einfach. In der umgekehrten Richtung mußt Du schon "ein paar Tage" einplanen. Die A2 Eisen von Veritas sind wirklich sehr gut, aber auch sehr hart.

Viele Grüße,
Gerhard



Andreas Winkler
Beiträge: 1125
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Frage zu verschiedenen Stählen

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Friedrich,

weil´s gerade paßt: sind A2- und O1- Eisen eigentlich was man in Deutschland unter HSS-Eisen versteht ?

Ich weiß, daß Du schon mal im Forum ausführlich darüber referiert hast - kann es aber leider nicht mehr finden. Deswegen nochmal die Bitte an dich - als zweifelloser Experte - um Erklärung.

Vielen Dank !

Gruß, Andreas



Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: Frage zu verschiedenen Stählen

Beitrag von Gerhard »



Hallo Andereas,

nein, das ist nicht das, was man in Deutschland unter HSS versteht. HSS ist übrigens auch im englischen Sprachgebrauch HSS .Kommt von High Speed Steel. Im Deutschland wurde das auch glaube ich mal als Schnellarbeitsstahl bezeichnet. Wegen der Möglichkeit mit Werkzeugen aus HSS viel höhere Schnittgeschwindigkeiten bei der Metallbearbeitung zu verwenden.

Die HSS Stähle habe auch wieder Beizeichnungen ähnlich "A-2". Der bei Holzbearbeitungswerkezugen üblicherweise verwendete HSS-Stahl ist "M-2".
Laut Wikipedia mit 0,95% Kohlenstoff, 4,2% Chrom, 5% Molybdän, 6% Wolfram und 2% Vanadium.

A2 ist im Vergleich zu HSS ein eher niedrig legiert.
Folgendes habe ich im Internet dazu gefunden:

 
Designations
France: AFNOR Z 100 CDV 5
Germany: DIN 1.2363
Japan: JIS SKD 12
Sweden: SS 2260
United Kingdom: B.S. BA 2
United States: ASTM A681 , FED QQ-T-570 , SAE J437 , SAE J438 , UNS T30102

Composition
Element Weight %
C 0.95-1.05
Mn 1.00
Si 0.50
Cr 4.75-5.50
Ni 0.30
Mo 0.90-1.40
V 0.15-0.50
Cu 0.25
P 0.03
S 0.03



Für den Holzwerker ein extrem wichtiger Unterschied: A2 (A für "Air" also nominell ein Stahl der beim abkühlen an der Luft härtet) erhält seine Härte durch die Wärmebehandlung ("Härten"). Und kann sie auch durch unsachgemäße Wärmebehandlung - üblicherweise das Schleifen an einem Doppelschleifer - wieder verlieren. HSS ist da beinahe unempfindlich.

Viele Grüße,
Gerhard



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