Flexible Weissbuche als Hobelsohle

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Wolfgang Jordan
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Re: Im Übrigen...

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Nicht wirklich, da solltest du einen Linguisten fragen. Aber ich vermute mal, es hängt damit zusammen, daß der Hobel wie ein Schiff ausschaut. Wenn man ihn zum Schiffsbau benutzen würden, müßte er 'Schiffshobel' heißen.

Gruß, Wolfgang

Christof Hartge
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Re: Im Übrigen...

Beitrag von Christof Hartge »


Bei dem -s- könnte es sich um ein Genitiv s oder einen schlichten Gleitlaut handeln

a) Genitiv s: Das würde bedeutet, es handle sich um einen Hobel des Schiffes (genitivus subjectivus, von dem Schiff (genitivus objectivus). Beides ist Unfug. Es handelt sich daher um
b) einen Gleitlaut. Dessen Verwendung unterliegt eigentlich keiner festen Regel nur dem Herkommen. Tatsache ist, dass man das gleitende s früher eher ungern heute eher häufiger einsetzt.

Viele Güße, Christof.

Andreas Niemann

Re: Flexible Weissbuche als Hobelsohle

Beitrag von Andreas Niemann »

[In Antwort auf #94881]
Hallo Lars,
muss die Hobelsohle unbedingt flexibel sein? Wenn ja, dann müsste sie sicher so aussehen, wie eine Blattfeder, mit der Aufnahme des Hobeleisens sozusagen als Bund. Da es, wie oben angemerkt, Probleme mit Flexibilität und Abriebfestigkeit der Hölzer geben kann, sollte die äußere Lage eine Verschleißlage sein, die einfach austausbar ist. Wie sich dieses Prinzip auf die Eigenschaften des Hobelmauls auswirkt, müsste man in Versuchen herausfinden.
Weiter oben wurde aber auch angemerkt, dass man früher für verschiedene Radien auch verschiedene Schiffhobel benutzte. Dieses Prinzip verfolgend, das dem Werkstoff Holz möglicherweise besser angepasst ist, ist es vielleicht möglich, einen hölzernen Hobelkörper für einen bestimmten Radius auszuhöhlen. Damit liegt der kleinste herstellbare Außenradius für das Werkstück fest. Für andere Radien könnte man verschieden geformte Hobelsohlen herstellen, die in den Radiuns des Hobelkörpers passen und sich daran befestigen lassen. Diese müssten in der Mitte immer dicker werden, um den Außenradius des Werkstücks zu vergrößern und schließlich über die Ebene hinaus konkave Werkstücke herzustellen. Also einfach eine andere Sohle an den Hobelkörker und los gehts mit einem anderen Werkstückradius. Allerdings könnte es sein, dass dieses Prinzip nur in relativ engen Grenzen funktioniert, da die Lage des Hobeleisens durch den Grundkörper vorgegeben ist. Je nach eingebautem Sohlenradius verändert sich dann der Schnittwinkel. Es wäre sicher ein interessantes Experiment, die Grenzen dieses Prinzips auszutesten.
Viel Erfolg bei der Hobelgestaltung

Andreas

Wolfgang Jordan
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Re: Im Übrigen...

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Das ist interessant, Christof, Mich erinnert das an meine Doktorarbeit, wo ich über Volumenleitung geschrieben habe (frag mich jetzt keiner, was das ist). Mein Doktorvater wollte das gerne als 'Volumensleitung' geschrieben haben. Ich fand das 's' aber furchtbar und habe mich durchgesetzt. Da war ich wohl zu unmodern;-)

Gruß, Wolfgang

Christof Hartge
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Re: Im Übrigen...

Beitrag von Christof Hartge »


Also mit der Volumenleitung hätte dir, vermute ich, jeder Lektor recht gegeben. Klingt ja furchtbar: "Volumensleitung". Unbeholfen.

Wenn ich es mir recht überlege, würde ich bei neuen Wortbildungen das Gleit -s vermeiden, eben weil es einen Genitiv andeutet, der gar nicht gemeint ist.
Das Problem könnte auch darin seine Ursache haben, dass vielen Menschen der Genitiv als Möglichkeit der Objektbildung entschwunden ist.

Bei alten Worten wie Schiffhobel besteht sowieso kein Grund dran zu basteln.

Viele Grüße, Christof.

Friedrich Kollenrott
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Re: Flexible Weissbuche als Hobelsohle

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #94881]
Hallo Lars,
ich finde, das ist eine sehr interessante Aufgabenstellung. Wenn ich es richtig verstanden habe: Ein konvex/ konkav einstellbarer Schiffshobel mit hölzerner Sohle und möglichst weitgehend in Holzkonstruktion.
Ich glaube, dass sich so etwas durchaus lösen ließe, und zwar würde ich ganz spontan wie von Andreas Niemann vorgeschlagen zu einer blattfederartigen Konstruktion (der Hobelsohle) neigen. Ob das Holz der Wahl Weissbuche wäre oder ein anderes, vielleicht Esche, ist wohl noch nicht so wichtig. Das Wichtigste für den Anfang wäre allerdings m.E., dass die Anforderungen an den Hobel gemeinsam mit dem, der die Aufgabe stellt, definiert werden (Pflichtenheft nennt man das), also:
- Welche Sohlenradien?
- Sohlenradien stufenlos einstellbar?
- Sohlenlänge?
- Hobelsohle hölzern? (das soll sie ja wohl sein)
- exakter Kreisbogen gefordert?
- Herstellbarkeit mit welchen technischen Mitteln?
- Aufwand (Kosten)
- Mechanismus zur Feineinstellung des Eisens?
- Eisen- und Hobelbreite (könnte bei einer Holzkonstruktion mit biegsamer Sohle in einem ungünstigen Verhältnis stehen)?
- Übernahme irgendwelcher Elemente aus Serienprodukten?
u.s.w., u.s.w.
Du wirst sehen, dass eine Konkretisierung dieser Punkte bei der Suche nach konstruktiven Möglichkeiten schon sehr weiterhilft.
Mich würde mal interessieren, wo solche Aufgaben gestellt werden (meinen Maschinenbaustudenten könnet ich damit nicht kommen. Die fänden eine solche Aufgabe zwar interessant, haben aber keine Ahnung von Handwerkzeugen, da muss man ganz von vorne anfangen, ich hab das mal probiert). Vielleicht kann ich Dir auch außerhalb dieses Forums weiterhelfen? Ist ein Angebot.

Friedrich


Michel Siegrist

Re: Flexible Weissbuche als Hobelsohle

Beitrag von Michel Siegrist »


Hallo Lars,

eine flexible Hobelsohle aus massiver Weissbuche ist wohl oder übel nicht herstellbar. Aber wenn du sie aus Weissbuchen – Furnier herstellen würdest, könnte es klappen.

Beachte dazu: Längsschicht kann Zugkräfte besser aufnehmen, dafür weniger flexibel

Querschicht flexibel aber geringe Zugkraftaufnahme das Fasern quer

Mein Vorschlag (Aufbau von unten nach oben)

2x Längsschicht ( damit nach mehrmaligem Abrichten noch Längsfasern übrigbleiben)
2x Querschicht ( diese lässt sich gut biegen und gibt Stabilität in Querrichtung )
1x Längsschicht (sie übernimmt Zugbelastungen bei konkaver Sohle)

OBEN
_______________________________________
....................................................................
....................................................................
_______________________________________
_______________________________________
UNTEN

(vielleicht muss man noch etwas experimentieren mit der abstimmung der einzelnen Schichten)

Bei der Verleimung muss man wohl experimentieren, den diese sollte nach Erhärtung:

- flexibel
- elastisch ( die Schichten untereinander verschieben sich in Längsrichtung bei den beiden extremen: konvex und konkav
- gute Haftung (aus oben genanntem Grund)
- alterungsbeständig in allen oberen Punkten

leider habe ich nicht die grösste Ahnung in Sachen Klebstoff, denke aber dass es jemanden im Forum gibt, der sich damit aus kennt.

Ich hoffe ich habe dir damit dienen können

Michel

PS: apropos Gewinnbeteiligung, davon will ich nichts wissen, sonst heisst es wieder wir seien altruistische Schweizer.


Wolfgang Jordan
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Schiffhobelpatente

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #94881]
Ich habe mir mal die Bücher von John M. Whelan (The Wooden Plane) und R. A. Salaman (Dictionary of Woodworking Tools) daraufhin angeschaut, ob es schon früher verstellbare Schiffhobel aus Holz gegeben hat. Und tatsächlich gibt es einige Patente und Beispiele dafür.

Die einfachste Form besteht aus einem normalen Schiffhobel, der vorne einen vertikal verstellbaren Anschlag besitzt. Whelan bezeichnet diese Form als praktikable Lösung, aber Salaman ist damit wohl nicht so gut zurechtgekommen.



Whelan beschreibt noch einen zweiten Hobel mit einer justierbaren Holzsohle. Zitat: "Ein Typ war so gebaut, daß man keilförmige Schlitze in einen Putzhobel direkt über der Sohle geschnitten und mit Einstellschrauben versehen hat." Das wäre wohl so ein ähnlicher Ansatz, wie Lars es schon versucht hat, aber ich kann mir diesen Hobel nach der Beschreibung nicht so richtig vorstellen.

In 1864 wurde von Stephen Williams ein hölzerner Schiffhobel patentiert, der einen ganz anderen Weg geht. An einem Mittelteil, der das Eisen trägt, sind vorne und hinten in der Höhe verstellbare Elemente befestigt, die sich damit an praktisch beliebige Krümmungsradien anpassen lassen. Offensichtlich wurden solche Hobel auch gebaut, aber Whelan kennt nur Exemplare, deren Mittelteil aus Eisen bestehen. Die Zeichnung stammt aus der Patentschrift (von USPTO):






Ein Vorgänger der eisernen Schiffhobel, die etwa ab 1860 in den USA gebaut wurden, ist der von William A. Cole in 1848 patentierte Hobel, der schon eine flexible Eisensohle benutzt. Auch dieser Hobel wurde von einigen Herstellern gebaut:






Gruß, Wolfgang

Lars Moschke

Re: Schiffhobelpatente

Beitrag von Lars Moschke »


Hallo Woodworker! Bevor ich mich noch einmal in dieses Forum stürze, gibt es die Spezialisten hier noch? Der Thread ist zwar von 2003, aber ein Schiffhobel ist schlussletztlich entstanden. Bei Interesse stelle ich ein paar Bilder ein. Beste Grüße aus Dresden, Lars


Johannes M
Beiträge: 1587
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Schiffhobelbilder?

Beitrag von Johannes M »


Hallo Lars,
die Spezialisten gibt es noch. Auch wenn ich noch nicht solange dabei bin.
A B E R natürlich wollen wir Bilder sehen, was für eine Frage. Außerdem wolltest Du doch die Note weiterreichen.

Es grüßt Johannes



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