Was ist eine Plattbank ?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Charly
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Was ist eine Plattbank ?

Beitrag von Charly »


Der Thread weiter unter ("Erst dder Zapfen, dann die Nut, oder umgekehrt ") hat mich animiert, etwas im Spannagel zu blättern. Zum Thema der Abplattung an der Füllung einer Türe schreibt er, daß diese mit einer Plattbank hergestellt werden kann. Was ist das ?
Und wie macht der moderne Holzhandwerker, der auf Fräsmaschine und Abplattfräser verzichten will, die Abplattung ?
Vielen Dank.

Charly

Christof Hartge
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Re: Was ist eine Plattbank ?

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Charly,
Diese Frage hat mich auch schon viel beschäftigt. Es ist derjenige von den nicht mehr hergestellten Hobeln, der eigentlich am meisten fehlt. Eine Plattbank ist ein sehr breiter ( bis zu 60 mmm) Falzhobel mit einem schräg ( 20 ° ) gebetteten Messer. Letzteres ist das eigentliche Ausstattugsmerkmal. Denn wie du sicher schon bemerkt hast erzielst du mit einem geraden Eisen quer zu Faser nur sehr ungenügende Ergebnisse.

Bei Clark und Williams kannst du eine für viel Geld kaufen (300-400$).
Von Lee-Nielsen gibt es Simshobel mit schrägem Eisen, auch für viele Dollar, die sollten beim Ausputzen gute Arbeit leisten.

Wenn du keine Plattbank hast: Kommst du im wesentlichen mit einem guten Simshobel zurecht: Das meiste Matrial mit dem Doppelhobel entfernen. Eine Leiste auf die Füllung klemmen, mit einem Messer vorschneiden und mit dem Simshobel die Platte aushobeln. Der Simshobel muß eine sehr feine Mauleinstellung haben. Nachteil: Das Verfahren ist umständlich und saubere Ergebnisse sind nicht immer leicht. Die attraktiven Kanten in den Ecken sind mit den schmalen Simshobeln nicht leicht.

Plattbank selber bauen: So habe ich es gemacht. Es ist aber nicht gerade der einfachste Hobel, den man bauen kann. Meine funktioniert, aber perfekt ist sie nicht. Eine zweite Ausgabe steht immer noch auf der ewigen Projektliste.
Erstes Problem: Das Eisen. Möchtest du daß die Sohle im rechten Winkel zu den Seiten des Hobels steht brauchst du ein abgeschrägtes Eisen und die gibt es nicht mehr. Dann müßtest du das Eisen aus Werkzeugstahl schneiden und härten oder härten lassen. Darum habe ich das Problem umgangen: Bei einem 45° Bett, daß im 20° Winkel schräg ist, in das ein normales Eisen eingelegt wird, ergibt sich eine Sohlenwinkel von 100° zur rechten Seite des Hobels. Das ergibt effektiv eine schöne Platte, die 10° geneigt ist, gerade richtig. Einfach gesagt: Ich habe die Platttbank mit einem industriellen Doppelhobeleisen gebaut und dafür eine schräge Sohle, die in diesem Falle ja auch noch erwünscht ist, in Kauf genommen.
Zweites Problem: Eine Plattbank hat eine große Breite: Es ist nicht einfach passendes Holz mit stehenden Jahresringen zu bekommen.
Drittes Problem: Der Keil. An dem Ding ist nichts gerade, alles schief, einschließlich der Flanken. Ohne Hilfsvorrichtungen ist er nicht spannbar.

Will man es ganz perfekt machen muß man eine rechte und eine linke Plattbank bauen, um allen Faserverläufen gerecht zu werden. Eine alternative wäre auch ein Simshobel mit schrägem Eisen. Es gibt noch schräge Simshobeleisen von Kirschen. Das wäre auch so ein Projekt ...

Das alles ist lösbar, aber macht eine Plattbank schon zu einem anspruchsvollen Projekt. Bei e-bay taucht ab und zu mal eine auf.
Viele Grüße, Christof.

Berthold Cremer
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Bitte zeige uns Deine Plattbank

Beitrag von Berthold Cremer »


Hallo Christof!

Habe auch schon daran gedacht eine Plattbank zu bauen - steht aber ziemlich weit hinten auf der Projektliste. Auf jeden Fall habe ich eine Plattbank bei ebay gekauft. Leider ist sie ziemlich verwurmt und verzogen, aber immerhin habe ich ein 62mm breites schräges Messer. Vielleicht kann ich das für eine neue verwenden.
Ich wäre sehr daran interessiert, Bilder von Deiner Plattbank zu sehen. Wenn Du keine Möglichkeit hast sie im Web zu plazieren, dann kannst Du sie auch an mich senden; ich kann sie dann hier veröffentlichen.
Gruß
Berthold

Christof Hartge
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Muß ich erst ein Foto machen

Beitrag von Christof Hartge »


Leider habe ich keine Digital- Kamera. Aber sobald ich ein Foto habe, werde ich das hier veröffentlichen.

Viele Grüße, Christof.

PS: Der Schreiner nebenan hat eine sehr schöne von Steiner. Aber rückt sie nicht raus, obwohl er sie nicht benutzt.

PPS: Ist euch schon mal aufgefallen, daß Füllungen mit schrägen Platten kaum mehr hergestellt werden? Das scheint maschinell doch recht aufwendig zu sein.

Eckhard Pohlmann
Beiträge: 163
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Re: Hier ist eine Plattbank *MIT BILD*

Beitrag von Eckhard Pohlmann »

[In Antwort auf #94408]
Hallo Charly,

eine Plattbank kann man wohl nur noch gebraucht kaufen. Flohmärkte oder ebay sind da die Quelle, wenn man Glück hat ;-)
Mit einer gut aufgearbeiteten Plattbank macht das Herstellen von Türen mit Füllungen richtig Spaß, wie man auf dem Foto sehen kann.

Gruß, Eckhard


Wolfgang Jordan
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Re: Hier ist eine Plattbank

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Ich hätte da noch einen schönen (amerikanischen )Link, wie man mit einem normalen Putzhobel Füllungen abplatten kann:
http://www.shavings.net/RAISED_PANELS.HTM
Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, z. B. könnte man die entstehende Stufe noch mit einem Profilhobel oder einem Kratzstock bearbeiten.

Die Idee von Christof, ein gerades Eisen schräg in einen Hobel einzubauen, ist wirklich genial. Ich habe das mal an einem meiner Grathobel bemerkt, wo die Winkel so aufeinander abgestimmt sind, daß sich gerade die richtige Schräge an der Hobelsohle ergibt.

Wenn man auf das Feature des schrägstehenden Eisens verzichten kann, könnte man auch einen normalen Doppelhobel zu einer Plattbank umbauen. Man müßte nur an einer Längskante der Hobelsohle einen Falz anbringen. Der muß so breit sein, daß das Eisen an der Seite herausschaut. Die Höhe des Falzes ergibt sich aus der Stufe, die die Abplattung haben soll. Wenn man dann an der anderen Seite noch eine Leiste auf die Sohle nagelt, hat man auch gleich einen Breitenanschlag.

Gruß, Wolfgang

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Allerdings ...

Beitrag von Christof Hartge »


Auf Harthölzern mag das sogar leidlich funktionieren. Auf Nadelhölzern definitiv schlecht. Schräge Eisen sind schon eine feine Sache für Querholz am Anschlag. Leider sind schräge Bettungen mit einem hohen trigonometrischen Aufwand verbunden. Das is sicher auch der Grund, warum sie kaum mehr hergestellt werden.

Viele Grüße, Christof

Berthold Cremer
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Re: Muß ich erst ein Foto machen *MIT BILD*

Beitrag von Berthold Cremer »

[In Antwort auf #94415]
Hallo Christof!

Schärge Platten sind eingentlich kein Problem herzustellen.

Das Bild zeigt zwei Beispiele:
Das obere Foto zeigt meinen Sekrtär. Dabei habe ich die Füllung mit der Kreissäge abgeplattet. An einem hohen Anschlag habe ich mit 5 Grad Neigung einen 50mm Einschnitt gemacht. Den Rest habe ich auch mit der Kreissäge abgeschntten. Das Profil habe ich dann mit der Oberfräse angefräst. Das ist natürlich nichts für einen Neanderthaler.

Das zweite Bild zeigt eine Anrichte. Das ist eins meiner ersten Werke. Dabei habe ich die Abplattung - sagen wir besser Schräge - mit einem Schlichthobel angehobelt. Zu der Zeit wußte ich noch nichts von Abplattfräsern für eine Tischfräse oder gar Plattbänken. Die Idee habe ich vor über 15 Jahren aus einem Heimwerkerheft abgeschaut. - Echte Handarbeit!

Vielleicht sind schräge Platten heute einfach nicht mehr modern. An einer großen Tischfräse brauchte man nur einen Scheibennutfräser schräg zu stellen.

Gruß
Berthold


Andreas Winkler
Beiträge: 1125
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Allerdings ...

Beitrag von Andreas Winkler »


Ich glaube, der Grund warum keine Plattbänke (zumindest in Deutschland) mehr hergestellt werden, ist der, daß nur noch sehr wenig Bedarf nach ihnen besteht.
Schräge Bettungen sind für eine Hobelfabrik eher das kleinere Problem (siehe Ulmia-Grathobel). Saubere (!!!) Abplattungen sind mit einem scharfen Fräser einfacher herzustellen, aber das soll ja hier nicht das Thema sein.
Wie weiter oben schon erwähnt, sind auf eBay manchmal Plattbänke zu ersteigern.
Meistens wissen die Leute, die sie verkaufen, wahrscheinlich gar nicht, was dies überhaupt für ein Hobel ist.
Steve Knight bietet Plattbänke für 165$ an, die auch nach den Vorstellungen des Käufers gebaut werden können.

www.knight-toolworks.com/speciality.htm#Panel-Raising

Selbst bauen geht natürlich auch (wie ebenfalls oben schon erwähnt). Eine Zeichnung als Anregung und Hilfe unter:

http://home.insightbb.com/~sepost/woodwork.html (und dann auf Panel Fielder

klicken...)

Die Sache mit dem ultraschrägen Keil und dem Herstellen des Eisens ist wohl eine echte Herausforderung, müßte jedoch für Handwerker doch irgendwie machbar sein. Der Weg soll ja bekanntlich das Ziel sein ! ;-)
Ich würde an eine Plattbank noch einen Vorschneider anbringen, dann dürfte auch
Nadelholz mit liegenden Jahrringen (eben sehr dekorativ für eine Füllung) zusammen mit dem schräg gestelltem Eisen (ziehender Schnitt) kein Problem sein.
Oder einen scharfen HSS-Abplattfräser verwenden (uups, den Satz sollte ich lieber streichen) ;-).
Ein Vorschneider gehört übrigens auch in das Loch von Eckhard Pohlmanns Plattbank hinein.
Gruß.


Eckhard Pohlmann
Beiträge: 163
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Vorschneider...

Beitrag von Eckhard Pohlmann »


Hallo Andreas,
den Vorschneider in meiner Plattbank habe ich auch zum Hobeln des Absatzes benutz, habe ihn aber bei der weiteren Bearbeitung herausgenommen.
Ich hatte das Problem, dass ich beim Hobeln der Schräge, wohl durch fehlende Übung, mit dem Vorschneider die Fläche zerkratzt habe (habe ich beim Projekt Schranktüren beschrieben) .
Gruß, Eckhard


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